Schleswig-Holsteins Regierungschef rügt Autoindustrie – E-Mobilität verschlafen

Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, bemängelt den zögerlichen Fortgang Deutschlands bei der Elektromobilität und drängt auf mehr Ehrgeiz – nicht nur beim Bau von E-Autos, sondern auch in der Batterietechnologie.

12.10.25 10:29 Uhr | 149 mal gelesen

Manchmal könnte man meinen, die Autohersteller hierzulande hätten den Aufbruch ins Zeitalter der E-Mobilität schlicht verpennt. Daniel Günther bringt es in wenigen, aber klaren Worten auf den Punkt: "Wir haben in Deutschland leider versäumt, bei der Elektromobilität eine Vorreiterrolle zu übernehmen." Statte man diese Aussage mit all dem Nachdruck aus, der jahrzehntelangem technologischen Vorsprung würdig wäre, klingt sie fast wie ein Weckruf – oder eine Klage. Insbesondere, so Günther, hätte es für unser Land als lange unangefochtenen Autogiganten im globalen Vergleich eine Steilvorlage sein können, bei innovativen Antrieben an der Spitze zu fahren – das hätte den Herstellern wohl massiv geholfen. Was Günther dabei regelrecht bitter aufstößt, ist die mangelnde Energie in der Entwicklung eigener Batterietechnik. "Wir haben große Automobilexperten, die trotzdem den Elektromarkt beinahe übersehen, weil der Fokus auf Marktanteilen liegt." Nach dem Kollaps des schwedischen Herstellers Northvolt erinnert jetzt ein US-Unternehmen, Lyten, alle daran, wie weit zurück man möglicherweise schon ist: Denn nicht etwa ein deutscher Konzern, sondern eben dieses Lyten will eine Batteriefabrik in Heide bauen. Für Günther ein klares Signal, das hier etwas gewaltig schiefläuft. Gleichzeitig sorgt die Debatte in der CDU, das Klimaziel 2045 eventuell aufzuweichen, für Unverständnis bei Günther: "Warum diskutieren wir überhaupt darüber?", fragt er fast schon irritiert. "Deutsche Technik hat uns immer weltweit vorne gehalten – diesen Schwung müssen wir eher intensivieren, nicht bremsen." Für ihn liegt die Herausforderung auf der Hand: Ehrgeiz zeigen und mehr Mut, statt sich in Klein-Klein zu verlieren. Auch in Sachen Energiewende findet Günther gerade die Ideen, den Ausbau der erneuerbaren Energien am Stop-and-Go der Stromnetzentwicklung auszurichten, wenig überzeugend. "Es nervt einfach, dass bei den Netzen zu wenig passiert. Die Lösung? Netz schneller ausbauen, nicht alles aufeinander abwarten lassen." In Schleswig-Holstein klappt das schließlich auch irgendwie. Man müsse nur die Prioritäten neu sortieren, dann könne es durchaus funktionieren. Meint jedenfalls Günther, und ein Quäntchen Hoffnung schwingt noch mit.

Die schleppende Entwicklung bei der Elektromobilität beschäftigt nicht nur die Öffentlichkeit, sondern sorgt auch in politischen Reihen für Unmut: Daniel Günther kritisiert den Status quo, wonach die deutsche Automobilindustrie zu zögerlich den Umstieg auf batteriebetriebene Fahrzeuge angeht und es dabei versäumt, sich strategisch bei der Batterieproduktion zu positionieren. Besonders der Umstand, dass ein US-Unternehmen – nach der Insolvenz von Northvolt – jetzt eine Batteriefabrik im Norden Deutschlands aufbauen will, wird als verpasste Chance gesehen. Günther betont, dass Deutschland seine Rolle als Innovationsvorreiter zurückerobern muss, vor allem, indem man Ziele wie das Klimaziel 2045 nicht aufweicht, sondern entschiedener auf erneuerbare Energien und beschleunigten Netzausbau setzt. Laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung steht die deutsche Autoindustrie nicht nur unter Innovationsdruck, sondern kämpft auch mit Lieferschwierigkeiten bei Batterien und einem weltweiten Preiskampf, was den Rückstand gegenüber asiatischen Herstellern verschärft. Die Deutsche Welle berichtet, dass Deutschland trotz ambitionierter Pläne beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Elektromobilität nach wie vor mit Engpässen bei Zulieferteilen, Genehmigungsverfahren und Fachkräftemangel konfrontiert ist. Laut einem Kommentar in der FAZ droht das Zögern der deutschen Autoindustrie, zum Problem für den gesamten Wirtschaftsstandort zu werden, weil Asien im Segment der Batteriezellenproduktion längst davonzieht, während die hiesigen Akteure sich in internen Zielkonflikten verlieren.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Im Spiegel wird thematisiert, dass neben der Automobilbranche auch die deutsche Politik in Bezug auf Ladeinfrastruktur und Subventionen nicht schnell genug auf die Herausforderungen der E-Mobilität reagiert, was Innovationen weiter ausbremst und einige internationale Investoren inzwischen abschreckt. (Quelle: [Spiegel](https://www.spiegel.de))

Laut der Süddeutschen Zeitung wächst der Druck auf die deutschen Autohersteller, die Produktionsketten bis hin zur Rohstoffbeschaffung konsequenter neu zu strukturieren, während zugleich die Zahl der inländischen Zulieferer im Bereich Batterietechnik zurückgeht und sich erste Abwanderungstendenzen ins Ausland bemerkbar machen. (Quelle: [Süddeutsche Zeitung](https://www.sueddeutsche.de))

Die FAZ analysiert, dass Deutschland Gefahr läuft, beim Wandel zur Elektromobilität und bei der Batterieproduktion dauerhaft den Anschluss an China und die USA zu verlieren – insbesondere, da asiatische Unternehmen weiterhin massiv staatlich gefördert werden und hiesige Hersteller dadurch ins Hintertreffen geraten. (Quelle: [FAZ](https://www.faz.net))

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