Selbstkritische Töne: Wagenknecht über die Baustellen und Ziele des BSW

Sahra Wagenknecht gibt sich in ihrer Parteitagsrede ungewohnt offen, benennt eigene Fehler im Aufbau des BSW und skizziert neue Perspektiven für Strategie und Mitgliedergewinnung.

heute 16:31 Uhr | 23 mal gelesen

Da stand sie nun, nicht mehr lange Vorsitzende, und sprach ungewöhnlich offen über die Startschwierigkeiten ihrer Partei: Sahra Wagenknecht räumte ein, dass ihr und dem Parteivorstand zu restriktiv beim Zulassen neuer Mitglieder vorgegangen wurde. "Anfangs dachten wir, wir müssen verhindern, dass die Falschen kommen – de facto haben wir's damit eher denen schwer gemacht, die uns eigentlich stützen wollten", sagte sie. Jetzt müss man die entstandenen internen 'Netzwerke' – Wagenknecht klang fast belustigt – wieder entflechten. Ihr Versuch, Karrieristen und 'Querulanten' fernzuhalten, sei gescheitert. So paradox es klingt: Gerade das Ziel, die Partei vor Schaden zu schützen, habe teils dazu geführt, Unterstützer zu vergraulen. Über 11.000 Mitglieder zähle das BSW inzwischen, weitere 6.000 Anträge seien noch nicht durch. Auch in Sachen Wähleransprache wurde Selbstkritik laut. Die BSW-Basis sei eben anders als die von Grünen oder Linken, eher ländlich geprägt, oft finanziell schlechter gestellt. Viele verbanden "links" mit Begriffen oder Forderungen, die sie abschreckten – etwa offene Grenzen, eine politische Haltung zum Klima, die völlig an der Alltagsrealität vorbeigehe, oder die angeblich omnipräsente Gendersprache. "Wir müssen eine Sprache finden, die diejenigen abholt, die wir erreichen wollen", betonte Wagenknecht. Nicht alles, was im Berliner Milieu als fortschrittlich gelte, finde bei möglichen BSW-Wählern Zustimmung. "Diese Klarheit, die brauchen wir jetzt."

Wagenknecht stellte sich auf dem Parteitag selbstkritisch vor die Partei und betonte, aus den Anlaufschwierigkeiten beim Mitgliederzuwachs gelernt zu haben. Sie wolle Fehleinschätzungen bei Auswahlverfahren korrigieren und künftig nicht nur auf den Schutz vor Karrieristen setzen, sondern gezielter echte Unterstützer ansprechen. Außerdem forderte Wagenknecht mehr Sensibilität für das eigene, eher ländlich und nicht privilegiert geprägte Wählerklientel und rief zur klareren Kommunikation auf, weg von symbolpolitischen Streitpunkten hin zu Themen, die die Menschen wirklich bewegen. In den vergangenen Tagen wurde diskutiert, wie die strategische Neuausrichtung des BSW nach der Europawahl aussehen könnte und ob sich die Partei von Wagenknechts Linie emanzipiert (Quelle: Spiegel). Ein weiterer Fokus lag auf der massiven innerparteilichen Dynamik und der Herausforderung, Neumitglieder systematisch einzubinden (Quelle: Zeit). Die Einschätzungen zur Ausrichtung des BSW schwanken: Teile der Presse lobten den basisdemokratischen Ansatz, andere sprachen von einer 'Personenpartei' mit ungewisser Zukunft (Quelle: FAZ).

Schlagwort aus diesem Artikel