Streit um Wehrdienst: Merz und Pistorius – eine Krise, die keine ist?

Friedrich Merz (CDU) sieht trotz des überraschenden Neins von Verteidigungsminister Pistorius in letzter Minute keinen Knick in der Beziehung – klingt nach mehr Gelassenheit, als in Berlin sonst oft zu hören ist.

15.10.25 17:22 Uhr | 54 mal gelesen

Wenn in Berlin Polit-Deals auf der Zielgerade scheitern, geraten normalerweise viele Köpfe ins Rotieren. Doch diesmal bleibt Friedrich Merz erstaunlich nüchtern. Regierungssprecher Stefan Kornelius betonte am Mittwoch: Der Draht zwischen Kanzler und Verteidigungsminister glüht nach wie vor, niemand gibt Noten – schon gar kein Klassenlehrer-Merkel-Gedächtnis-Auftritt. Boris Pistorius, der auch gerne mal gegen den Strich bürstet, winkte früh am Morgen alle Aufregung ab. Im Prinzip – so seine Einschätzung – alles halb so wild. Sie hätten ein paar Tage verloren, mehr aber auch nicht. 'Kein echter Schaden', meinte der Verteidigungsminister, und seine Skepsis gegenüber dem Kompromiss war ohnehin kein Geheimnis. Brisant bleibt: Ein Kompromissvorschlag zur Wehrdienstreform war quasi schon in der Medienpipeline, PR-Texte verteilt, die große Verkündung für den Nachmittag stand – und dann, zack, Pistorius zückt das Veto, Pressekonferenz ad acta. Und trotzdem: Keine Krise, kein öffentliches Geschacher – höchstens ein wenig Theaterdonner im Berliner Politikbetrieb.

Im Kern läuft es auf eine politische Kontroverse heraus, wie sie in Koalitionen fast zwangsläufig zum Alltag gehört – insbesondere, wenn es um wehrpolitische Zukunftsfragen geht. Merz und Pistorius, so scheint es nach außen, behalten trotz Differenzen den respektvollen Umgang miteinander bei. Das Thema Wehrdienst wird ohnehin seit Monaten kontrovers diskutiert: Während Teile der Ampel-Koalition für eine Modernisierung oder gar Wiedereinführung argumentieren, sehen andere eher Konfliktpotenzial und gesellschaftlichen Widerstand. Laut aktuellen Berichten ist Pistorius’ Vorgehen Ausdruck wachsender Unsicherheit über den richtigen Kurs, vor allem unter dem Eindruck geopolitischer Spannungen. Die Debatte bleibt hitzig, und dass Pressemitteilungen voreilig verteilt wurden, zeigt nur, wie volatil und unbeständig politische Übereinkünfte im Moment sein können.

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