Sven Regener wird 2026 Stadtschreiber in Mainz

Der Schriftsteller und Musiker Sven Regener übernimmt 2026 das Amt des Mainzer Stadtschreibers. Der renommierte Preis, ins Leben gerufen von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz, ehrt jährlich bedeutende deutschsprachige Autor*innen.

heute 15:19 Uhr | 18 mal gelesen

Eigentlich ist es ja fast eine Ironie des Schicksals: Ein Berliner mit Bremer Wurzeln – Sven Regener – zieht für eine Zeit nach Mainz, um Stadtschreiber zu sein. Die Ehre, die mit 12.500 Euro dotiert ist, bringt dem Preisträger nicht nur ein Altstadtappartement, sondern auch die Möglichkeit, mit ZDF und 3sat ein ganz persönliches Filmprojekt zu entwickeln. Malawi oder Minsk wären vielleicht exotischer, aber Mainz hat, so weiß man spätestens nach einer Woche, auch einen eigenartigen Charme. Die Jury hebt Regener hervor als jemanden, der Alltagsdramen und die Poesie im Scheitern einzufangen weiß, egal ob als Musiker mit Element of Crime oder als Autor von Bestsellern wie „Herr Lehmann“. Sein Stil changiert irgendwo zwischen Melancholie, norddeutscher Lakonie und dem feinen Humor, mit dem er sogar in seinem neuesten Essay über Depressionen und Komik Brücken schlägt. Dass Regener schon lange für das Urheberrecht kämpft, PEN Berlin mitgegründet hat und sich gegen Antisemitismus stark macht – das ist fast selbstverständlich, aber doch beeindruckend. Preise hat er ohnehin schon in Hülle und Fülle erhalten, von der Zuckmayer-Medaille bis zum Jonathan-Swift-Preis. Die Stadtschreiber-Auszeichnung reiht sich nun ein. 2025 übernimmt übrigens Annett Gröschner das Amt vor ihm, die Jury besteht – wie immer – aus Kulturgrößen und Medienprofis etwa von ZDF, 3sat oder der aktuellen Amtsinhaberin selbst. Mainz, aufgepasst: Es wird literarischer als sonst.

Sven Regener, insbesondere bekannt durch seinen Debütroman „Herr Lehmann” und seine Rolle als Frontmann der Band Element of Crime, steht für eine prägnante, manchmal lakonische Sprachkultur und ein feines Gespür für die bittersüßen Zwischentöne des Alltags. Der Mainzer Stadtschreiberpreis, der seit 1985 jährlich vergeben wird, ist nicht nur literarische Auszeichnung, sondern auch eine Einladung, sich in der Mainzer Altstadt zu verwurzeln und ein multimediales Projekt zu entwickeln; für Regener bedeutet das eine weitere Möglichkeit, seine transmedialen Fähigkeiten einzusetzen – seien es Musik, Bücher, Filme oder Essays wie zuletzt über Humor in der Literatur. Laut aktuellen Medienberichten bleibt die Förderlandschaft für Literaturpreise in Deutschland robust, jedoch wächst die Kritik, dass insbesondere Fernseh-Nahbarkeit und Popkulturelles beim Stadtschreiberpreis des Öfteren dem klassisch-literarisch Anspruch vorgezogen werden; trotzdem ist Regener, mit seinen Erfahrungen zwischen Alltagsbeobachtung, gesellschaftlicher Einmischung und Musik, vermutlich eine ausgezeichnete Wahl für ein Jahr „Mainzer Luft“.

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