Vom Vertrag zum 'Deal': Das Wirtschaftswort 2025 steht fest

Was vorher nüchtern als 'Vertrag' galt, trägt seit neuestem einen anderen Klang – das Jahr 2025 kürt das Wort 'Deal' zum wirtschaftlichen Leitmotiv.

heute 08:36 Uhr | 14 mal gelesen

Eigentlich hat ja alles mit einer seltsamen, fast lakonischen Verschiebung in der politischen Sprache zu tun: Früher schwangen zwischen Staaten Abkommen, heute werden – irgendwo zwischen Pokerface und Handshake – Deals gemacht. Besonders der ehemalige US-Präsident Donald Trump brachte die Sache auf den Punkt und den Boulevard: Verträge waren gestern, Deals sind das neue Normal. Interessant daneben (und fast schon ironisch in einer Welt voller Buzzwords): Platz zwei belegt 'Glokalisierung'. Es hat was von einem sprachlichen Jonglierakt, dieses Wort, eine Mischung aus globaler Vernetzung und sehr gezielter lokaler Anpassung, vor allem, wenn deutsche Unternehmen nicht mehr nur international agieren, sondern die Produktion ins Herz ihrer Absatzmärkte verlagern. Auf dem dritten Rang findet sich 'Kettensägen-Politik': ein Begriff, der an Argentinientangos mit Motorsäge erinnert und mit der kompromisslosen Spar- und Reformagenda von Präsident Milei verbunden ist – aber, wie rätselhaft das Leben manchmal ist, hierzulande gleichermaßen als Schreckgespenst wie als Modernisierungsutopie gehandelt wird. Wer mag, kann sich die komplette Top-Ten-Liste anschauen: Die Auswahl erfolgte auf Basis einer sehr nischigen Shortlist von etwa 60 Begriffen – zusammengesucht mit ein bisschen Medienanalyse und einer Prise Expertenvorschlagswesen. Hinter der Wahl steht übrigens keine versteckte Lobby, sondern ein jährlich seit 2020 unabhängig bestimmtes Gremium. Zuletzt räumten Worte wie 'Deindustrialisierung', 'ChatGPT' oder 'Homeoffice' ab – sehr bezeichnend für die Zeit, für die Sorgen, für die neuen Möglichkeiten. Dieses Jahr stimmten 21 Juror*innen (aus Forschung, Wirtschaft, Medien und allerlei Verbänden) ab. Wer sich mit noch mehr Begriffen brüsten will, kann auch auf den Seiten von 'Wirtschaftswort des Jahres' oder beim 'Innovator des Jahres' stöbern. Manchmal denke ich, hinter all diesen Begriffswahlen steckt auch ein leises Staunen über die Schnelllebigkeit unseres Vokabulars – heute ein Deal, morgen vielleicht wieder ein Vertrag, oder etwas ganz anderes. Wer weiß.

Das Wort 'Deal' spiegelt den aktuellen Zeitgeist und die zunehmende Lockerheit in wirtschafts- und außenpolitischen Entscheidungen wider – ein Wechsel vom formellen Vertrag hin zum pragmatischen 'Deal-Machen', wie es besonders in der Ära Trump populär wurde. Der zweite Platz, 'Glokalisierung', betont das Umschalten deutscher Unternehmen von reiner Globalisierung auf eine hybrid-lokale Strategie, während 'Kettensägen-Politik' vor allem für Radikalität und schnellen Wandel steht, aktuell mit Fokus auf Argentinien, aber auch als Reizwort für die deutsche Reformdebatte. Neu ist, dass sprachliche Modewellen immer schneller nachziehen: So berichtete etwa der SPIEGEL darüber, wie aktuelle Deal-Strategien selbst im Bundestag Einzug halten, während die FAZ thematisierte, dass Unternehmen unter Globalisierungsdruck und Glokalisierungstendenzen gleichermaßen leiden. Laut ZEIT online herrscht zudem eine anhaltende Debatte um den Begriff der Kettensägen-Politik und deren mögliche Auswirkungen auf notwendige Strukturreformen im Sozialstaat. Es zeigt sich: Die Wahl der Wirtschaftsworte ist mehr als eine mediale Spielerei; sie bietet Einblicke in die gesellschaftlichen Stimmungen, liefert Diskussionsstoff und spiegelt, wie Sprache unser wirtschaftliches Handeln beeinflusst oder gar legitimiert.

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