Man hat manchmal dieses Bild von altersweiser Gelassenheit. Bei Walter Sittler wirkt es eher wie eine Mischung aus heiterer Akzeptanz und schelmischer Vitalität. Er gibt unumwunden zu, dass auch ihm nicht alles im Leben glattlief, aber, wie er sagt, was soll's – Selbstbestrafung ist nicht sein Ding. "Im Großen und Ganzen bin ich mit mir im Einklang. Klar, da waren ein paar Missgeschicke, aber das gehört wohl dazu, oder?" So spricht jemand, der sich Müßiggang gar nicht leisten will.
Sittler beobachtet mit Vergnügen, wie junge Leute vieles anders anpacken – und stellt fest: 'Früher war alles besser' findet er schlicht lähmend. "Man sollte lieber wach bleiben und schauen, was es Neues gibt. Das macht Freude!". An Ruhestand denkt er ohnehin nicht. Noch mitten in laufenden Dreharbeiten (beim fünften Teil von 'Der Kommissar und das Meer') fragt Sittler eher, ob und wie es weitergeht, als ob er Schluss machen sollte.
Auch über Humor spricht er – als unersetzbaren Begleiter. "Ältere Männer, denen jegliche Selbstironie fehlt, kann ich kaum ertragen. Und Donald Trump? Kaum jemand erscheint mir humorärmer – da ist nach ein bisschen Kritik gleich Schluss mit Lustig."
Das ganze Gespräch findet sich in der aktuellen Ausgabe – und irgendwie spürt man, dass Sittlers Art, das Leben zu betrachten, nie wirklich alt werden kann.
Walter Sittler lebt mit 72 Jahren nicht nur zufrieden im Hier und Jetzt, sondern plädiert auch klar gegen nostalgische Verklärung der Vergangenheit. Die Akzeptanz eigener Fehler, die Freude am Wandel und ein gesunder Sinn für Humor – selbst über sich selbst – stehen für ihn im Mittelpunkt. Interessanterweise betont Sittler, dass Stillstand für ihn keine Option ist; vielmehr sieht er die Fähigkeit zum Wandel und die Neugier als Schlüssel zu echter innerer Zufriedenheit.
Ergänzend dazu haben gesellschaftliche Debatten um das Altern in Deutschland zuletzt erneut Fahrt aufgenommen: Die 'FAZ' berichtet aktuell über eine neue Studie, die aufzeigt, wie ältere Menschen häufig flexibler und lernbereiter sind, als Klischees behaupten. 'Der Spiegel' stellte in einem Portrait die Bedeutung humorvoller Gelassenheit für einen gesunden Alterungsprozess heraus und 'Zeit Online' beleuchtet, wie Schauspielerinnen und Schauspieler der Generation 60+ heute häufiger als früher aktiv und gefragt bleiben – ein Trend, den auch Sittler verkörpert.