Wem gehört’s? Passaus Oberhausmuseum ruft gemeinsam zur Spurensuche bei Kunstwerken auf

Passau – Das Oberhausmuseum startet nach großem Zuspruch ein digitales Recherche-Projekt zur Herkunft unklarer Kunstobjekte. Die Resonanz ist überraschend hoch – und jetzt sind alle im Netz weiterhin gefragt.

heute 14:30 Uhr | 15 mal gelesen

Es kommt selten vor, dass ein öffentliches Museum Menschen quer durchs Land auf die Straßen wie ins Netz lockt – aber genau das hat die Initiative „Gehört das Ihnen?“ geschafft. Nicht nur Anwohnerinnen und Anwohner von Passau, sondern auch Kunstfans, Laien und eigenwillige Hobbydetektivinnen aus ganz Deutschland meldeten sich zu Wort, als das Oberhausmuseum mysteriöse Gemälde und Zeichnungen auf einem Stapel Transportkisten am Ludwigsplatz ausstellte. Szenewechsel: Ein paar Umdrehungen später liefen Hinweise von Nordrhein-Westfalen bis Sachsen ein, einige verblüffend präzise – etwa zu einer vergessenen Zeichnung von André Dignimont.

In wenigen Wochen von September bis November 2025 wurde aus Passaus Fußgängerzone ein offener Raum, wo persönliche Begegnung und digitale Teilhabe sich stimmungsvoll überlagerten. Plakate mit Kunstwerken, deren Herkunft dubios schien, wurden ausgestellt, neugierig beäugt, online verbreitet und recherchiert. Rückmeldungen flatterten auf allen Kanälen ein: im direkten Gespräch, per E-Mail, Telefon oder über die frisch eingerichtete Projektseite. Medienberichte und Social Media taten ihr Übriges, um das Interesse kreuz und quer durchs Land zu schubsen.

Eines wurde sehr klar: Selbst kleinste Hinweise, ein altes Foto, ein Familienname, ein beiläufiges Detail können Schlüsselstücke sein, die ganze Geschichten entschlüsseln. Davon ist die Provenienzforscherin Dr. Anke Gröner überzeugt. Ihre Freude über diese breite Mobilisierung ist spürbar – sie erzählt, dass jede noch so unscheinbare Rückmeldung ein Mosaikstein sein kann.

Neuer Kurs jetzt: Ab Dezember 2025 lädt das Oberhausmuseum Monat für Monat im Internet dazu ein, sich an der Herkunftsrecherche weiterer Werke zu beteiligen. Mit scharfen Abbildungen, transparenten Forschungsergebnissen und der Einladung, Wissen, Mutmaßungen oder historische Spuren beizusteuern. Museumsleiterin Dr. Stefanie Buchhold unterstreicht, dass Provenienzforschung kein exklusives Experten-Hobby ist, sondern grundlegend für Erinnerung, Gerechtigkeit und Teilhabe.

Man könnte sogar sagen: Jeder Hinweis ist ein kleiner Lichtstrahl in die Vergangenheit – und der Prozess, gemeinsam auf Spurensuche zu gehen, ist oft spannender als das Endergebnis. Das Museum bleibt dran; die Reise ins Unerwartete, sie hat – online – gerade erst begonnen. Alle Infos zum Projekt gibt's hier.

Das Oberhausmuseum in Passau verzeichnet deutlich erhöhte Resonanz auf seine Aktion zur Provenienzforschung fraglicher Kunstwerke, insbesondere durch die ungewöhnliche Verbindung von öffentlichem Raum, digitalen Kanälen und persönlicher Beteiligung. Die von September bis November 2025 initiierte Ausstellung auf dem Ludwigsplatz, gepaart mit einer umfangreichen Online-Offensive, hat deutschlandweite Aufmerksamkeit erzeugt: Hinweise kamen überraschend zahlreich, oft aus weit entfernten Regionen. Ab Dezember 2025 soll das Projekt digital weitergeführt werden und monatlich lädt das Museum die Öffentlichkeit ein, gemeinsam an der Aufklärung der Herkunft weiterer Werke mitzuwirken – Transparenz und historische Gerechtigkeit stehen dabei im Mittelpunkt. Aktuelle Recherchen zeigen, dass das Thema Provenienzforschung weiterhin stark diskutiert wird, insbesondere vor dem Hintergrund der Restitution von Kunst aus kolonialem oder NS-Unrecht-Kontext. Viele Museen in Deutschland und Europa öffnen sich zunehmend für die öffentliche Beteiligung, weil oftmals Familienschicksale, regionale Geschichte und globale Zusammenhänge ineinandergreifen – neu aufgelegte Projekte und partizipative Ansätze werden als vielversprechende Wege gesehen, um verschollene oder geraubte Kunst erfolgreich zuzuordnen oder zurückzugeben. Der Trend zur Digitalisierung solcher Prozesse wird branchenweit als Chance betrachtet, um neue Quellen und Fachwissen im „Crowdsourcing“-Stil zu erschließen und bislang unerklärte Fälle transparenter zu machen.

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