Manchmal muss man wohl einfach ausbrechen – selbst aus den eigenen, frisch gestrickten Regeln. Herbert Grönemeyer erlaubt sich genau das bei seinem neuen Album: Anstatt stur nur frische Lieder zu interpretieren, rutscht mit 'Flieg' sogar eine Ballade aufs Album, die es bis vor kurzem noch gar nicht gab. Hier mischt das Duo Lucry & Suena kräftig mit, inklusive Suena am Piano und als Gastsänger. Noch überraschender kommt 'Flugzeuge im Bauch' zurück, diesmal präsenter denn je: Während beim Original Grönemeyer noch alle Chöre selbst aufnehmen musste, gesellt sich nun der 64-köpfige Berliner Rundfunkchor dazu – ein Kraftakt, der hörbar Freude gemacht hat. 'So einen Song einmal mit großem Chor zu singen – das musste einfach sein', gesteht der Altmeister, und ehrlich gesagt, kann wohl jeder diesen Genuss nachvollziehen. Es ist nicht alles wie gehabt: Statt eines klassischen Unplugged-Konzerts, wie damals vor 30 Jahren, suchte Grönemeyer die Herausforderung im Studio, mit einem riesigen Netzwerk aus alten Weggefährten, Musikerinnen und neuen Stimmen. Mal ist Sängerin Lea zu hören, mal Balbina, Peter Fox, Berkan – und wer genau hinhört, erkennt sogar Christoph Kramer, seines Zeichens Fußballer, wie er im Arrangement auftaucht. Das Ganze klingt nach einem großen Kollektiv, nach Spielfeld und Studio, nach Neuinterpretation, aber auch nach Aufbruchsstimmung. 23 Songs erleben eine Frischzellenkur, von melancholisch bis tanzbar, von fast schüchtern bis eruptiv. Mit seinem langjährigen Produzenten Alex Silva und der vertrauten Band wird Altvertrautes kreativ entstaubt, Songs wie aus 'Tumult', 'Mensch', 'Schiffsverkehr', dazu Stücke von 'Das ist los' und 'Was muss, muss'. Die Auswahl der Aufnahmeorte – Hansa Studios, RBB-Rundfunksaal und weitere – trägt dazu bei, dass der Sound manchmal unerwartet intimer wirkt als erwartet. Schwungvolle Ideen, experimentelle Wendungen, Momente der Klarheit, ja sogar ein Stück kontrolliertes Chaos mischen sich unter. Und ganz nebenbei entsteht dabei etwas, das streng genommen nicht einfach „Unplugged 2“ ist – sondern eine wagemutige, neugierige Neuerfindung.
Herbert Grönemeyers neues Akustik-Album 'Unplugged 2 – Von allem anders' bricht bewusst mit der eigenen Vorgabe, nach dem Motto: Keine alten Hits von vor 1995 – und tut es dann doch. Dabei steht besonders die intensive Zusammenarbeit mit dem Berliner Rundfunkchor im Mittelpunkt, der den Klassikern 'Flugzeuge im Bauch' und 'Flieg' ein neues Klanggewand verleiht. Die Produktion zieht sich über ein Jahr, gespickt mit überraschenden Gästen wie Lea oder Peter Fox, aufgenommen an diversen ikonischen Orten – was den Songs eine ganz eigene Frische und Emotionalität gibt, die sich nicht in eine einfache Schublade einsortieren lässt.
Ergänzend zeigt die aktuelle Berichterstattung: Das Album sorgt für Diskussionsstoff, weil Grönemeyer erneut zeigt, wie wandelbar er künstlerisch bleibt. Laut taz wird besonders die Balance zwischen Tradition und Aufbruch gelobt, während die Süddeutsche dem Album „eine wohltuende Direktheit“ zuschreibt. Die FAZ hebt hervor, dass der Künstler sich weiterhin von gesellschaftlichen Erwartungen befreit und neue Maßstäbe im deutschen Musikbetrieb setzt.