Frau Knaupp, wo beobachten Sie, dass neue Trends für unsere Tischgewohnheiten wirklich ihren Anfang nehmen? Oft, sagt Knaupp, sind es Orte des Zusammenseins – Hotels, Cafés, Restaurants – die wie Frühwarnsysteme für frische Geschmäcker und Vorlieben wirken. Hier, wo Erlebnis und Ambiente aufeinandertreffen, entstehen experimentelle Farbkombinationen und neue Materialien. Wer begeistert wird, nimmt Ideen mit nach Hause, so die Erfahrung; die Hotellerie bleibt also Ideenschmiede, manchmal inspirierender als jeder Instagram-Account.
Was ändert sich dadurch für ein Unternehmen wie Villeroy & Boch? Der direkte Draht zu Profis im Gastgewerbe bringt ein unschätzbares Maß an Feedback. Knaupp beschreibt, wie sie sich auf fundierte Trends stützen – Institute liefern Orientierung, die Praxis liefert Feinschliff. Funktionale Aspekte zählen – was sich im harten Alltag im Hotelbetrieb bewährt, übersteht auch den Test im eigenen Esszimmer. Kollektionen wie "Manufacture" oder "Afina" stammen aus so einer Gedankenwerkstatt.
Und der Blick nach vorn, 2026: Was kommt auf uns zu? Drei Dinge. Erstens: Zuhause als Rückzugsort, beruhigend und hell. Aquatöne, pudrige Sandfarben und so weiter. Großgastronomie macht es längst vor – nun schwappen diese Töne ins Private. Zweitens: Das gemeinsame Essen bekommt etwas Verspieltes zurück. Farben, Muster, Mut zum Kombinieren, nicht alles muss aus einem Guss sein. "Fleur" nennt sich so eine Linie – Blumen, Wärme, Verweilen ohne Takt, die Lust am Ausprobieren. Drittens: Das Statement-Zuhause. Wer Ordnung sucht, setzt auf klare Formen und Understatement. Knaupp sieht einen Trend zu minimalistischer, edler Gestaltung: Weniger, aber das gut. Prägnante Linien, teure Materialien – und manchmal, wie bei der Memphis Collection, auch sehr selbstbewusste Farbkicks.
Was diese Strömungen verbindet? Sehnsucht nach Ruhe, Geborgenheit, Klarheit. Nicht jeder Tag ist gleich, nicht jeder Stil passt immer. Aber hinter allem schimmert der Wunsch, bewusster zu leben – der eigene Tisch als kleine Festung im Sturm da draußen. Villeroy & Boch besetzt da einen uralten, aber immer wieder neuen Platz: den des Alltagsverschönerers, der Tradition nicht als Ballast, sondern als Startpunkt nimmt.
Die Kultur des gemeinsamen Essens spiegelt laut Claudia Knaupp von Villeroy & Boch gesellschaftliche Entwicklungen stärker wider, als man vermuten würde. In inspirierenden Umgebungen wie der Gastronomie entstehen Vorbilder, die sich rasch ins private Leben übertragen – Trends etwa zu beruhigenden Farbtönen, mehr Individualität am Tisch und einem Hang zur klaren Formensprache prägen die Zukunft. Recherchen zeigen, dass verstärkte Krisenerfahrungen und das Bedürfnis nach Stabilität den Wunsch fördern, den Alltag zu ritualisieren und dabei persönliche Akzente zu setzen. Gerade unter dem Eindruck unsicherer Weltverhältnisse gewinnt das Zuhause als Rückzugsort an Stellenwert (vgl. aktuelle Trendstudien auf www.faz.net). Der anhaltende Hype um nachhaltige Materialien und ressourcenschonende Designansätze erhält laut aktuellen Branchenreports (www.taz.de) zusätzlichen Auftrieb. Gesellschaftliche Umwälzungen – von Inflation bis Wertewandel – schüren die Sehnsucht nach emotional aufgeladenen, aber auch praktisch orientierten Tischinszenierungen; die Grenzen zwischen Gastronomie und Privatem scheinen gleichzeitig immer fließender (siehe Berichterstattung auf www.zeit.de).