ZVA fordert radikalen Neustart bei Sehhilfen für Kassenpatienten

In Osnabrück forderte der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) eine umfassende Umgestaltung der Brillenversorgung innerhalb der gesetzlichen Krankenkassen. Der Präsident des Verbands plädiert für eine Abschaffung des veralteten Sachleistungsprinzips zugunsten eines zeitgemäßen Festzuschuss-Modells. Ziel ist eine transparentere und gerechtere Lösung für alle Beteiligten.

heute 15:15 Uhr | 35 mal gelesen

Wer versucht hat, über die Krankenkasse eine Brille zu bekommen, kennt das Dilemma: Die meisten zahlen ohnehin alles selbst. ZVA-Präsident Christian Müller bringt es auf den Punkt: ‚Die Zeiten, in denen das Sachleistungsprinzip bei Brillen funktioniert hat, sind längst vorbei.‘ Heute zahlen die Versicherten ihre Gestelle aus eigener Tasche, während die eigentliche Kassenleistung kaum jemandem nennenswert hilft. Darum schlägt der ZVA für die Zukunft eine Pauschale vor – also einen fixen Zuschuss, den jede Kasse individuell bestimmen kann. Das gäbe den Augenoptikern und Optometristen Spielraum, sich attraktiver am Markt zu positionieren, und die Kund:innen könnten frei zwischen Angeboten wählen. Versicherte bekämen ihre Brille nicht mehr zu Bedingungen, die in den 1980ern festgezurrt wurden, sondern mit mehr Transparenz und Verantwortungsbewusstsein. Gleichzeitig würde Verwaltungsschlankheit zum neuen Leitbild. Ein bemerkenswerter Nebenaspekt: Fast der gesamte Brillenmarkt funktioniert längst völlig unabhängig von der GKV, denn die weitaus meisten Sehhilfen werden privat bezahlt. Die Rolle der Augenoptik ist damit im deutschen Gesundheitssystem insgesamt anders gelagert, als viele ahnen.

Der ZVA dringt angesichts steigender Sozialbeiträge auf eine Reform der Sehhilfenversorgung in der GKV, da das Sachleistungsprinzip de facto ohnehin nicht mehr gelebt wird. Stattdessen wird ein Modell bevorzugt, bei dem jeder Kassenpatient einen flexiblen Festzuschuss erhält und sich dann frei für einen Betrieb entscheiden kann – mit dem zusätzlichen Nebeneffekt, die verwaltungstechnische Komplexität deutlich zu verringern. Laut aktueller Branchenanalysen (z.B. aus Berichten bei www.sueddeutsche.de und www.faz.net) gibt es branchenweit ähnliche Forderungen nach Entbürokratisierung, mehr Transparenz für Versicherte sowie stärkere Eigenbeteiligung – und das nicht nur im Bereich der Augenoptik, sondern auch bei Zahnersatz und Hörgeräten, was auf einen Systemtrend in deutschen Gesundheitseinrichtungen hindeutet. Hinzu kommt die Debatte über gestiegene Materialpreise, Lieferschwierigkeiten und Personalknappheit, die die finanzielle Belastung der Augenoptikbetriebe zuletzt deutlich erhöht hat. Die damit verbundene Forderung nach Anpassung der GKV-Leistungen wird parteiübergreifend diskutiert, bislang aber zögerlich umgesetzt.

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