Merkel warnt: Europa steht im KI-Wettlauf vor einer Bewährungsprobe gegen die USA

In Berlin schlägt Angela Merkel bei der "stern Stunde" klare Töne in Sachen künstliche Intelligenz (KI) an. Ihrer Ansicht nach muss Europa sich darauf einstellen, in einer grundlegenden Auseinandersetzung mit den Vereinigten Staaten zu stehen – besonders bei der Kontrolle und Gestaltung digitaler Technologien. Sie fordert Regeln und Menschlichkeit im Umgang mit KI, ohne die es nicht gehen kann.

11.12.25 21:36 Uhr | 23 mal gelesen

Künstliche Intelligenz beschäftigt derzeit nicht nur die Tech-Welt, sondern geht längst tiefer in politische Grundsatzfragen, wie Angela Merkel unerwartet offen einräumte. In einem Berliner Livetalk verriet sie, Europa stehe bezüglich KI vor einer regelrechten Nagelprobe, insbesondere im Vergleich mit den USA: "Es wird echt entscheidend, ob wir es schaffen, digitale Medien einigermaßen zu steuern", meint sie fast nachdenklich. Wer programmiert, was? Wer entscheidet am Ende über die Richtlinien? Die Ex-Kanzlerin fordert förmlich, dass hier Leitplanken gezogen werden müssen – auch, damit am Ende der Mensch die Kontrolle behält. Als sie auf den beliebten Chatbot ChatGPT angesprochen wurde, griff Merkel zu einer für sie ungewöhnlich populären Spitze: "ChatGPT ist feige!" Nicht etwa beleidigend gemeint, sondern mit dem Hinweis, dass das System oft nur das wiedergibt, was man hineinschreibt – also im Grunde ein Spiegel, der selten Haltung zeigt. Überraschende Wendung: Merkel, die sonst eher nüchtern auftritt, wurde auch beim Thema Frauenquote in der Politik recht emotional. Sie sehe noch großen Nachholbedarf. Die aktuelle politische Landschaft erinnert ihrer Meinung nach immer noch eher an ein exklusives Herrenclub-Event. "Wenn man sich Koalitions-Bilder anschaut, denkt man manchmal, wenigstens Bärbel Bas bringt da etwas Normalität rein." Ohne Regeln, ohne gezielte Maßnahmen, passiert bei der Gleichberechtigung nicht viel, so die ehemalige Kanzlerin. Und, auch das: In ihrem eigenen Buch outet sie sich als "Feministin – aber eben auf ihre Weise".

Angela Merkel setzt eindeutig auf Regularien für Künstliche Intelligenz und warnt, Europa drohe in diesem Bereich, den Anschluss an die USA zu verlieren. Die Ex-Kanzlerin hebt dabei besonders die Notwendigkeit hervor, ethische und menschlich kontrollierte Leitplanken für neue Technologien zu etablieren – ein Punkt, der aktuell auch in Brüssel intensiv diskutiert wird; zum Beispiel sorgt das KI-Gesetz der EU für kontroverse Debatten. Besonders auffällig ist Merkels Feststellung, dass KI in seiner jetzigen Form wenig eigenständig Stellung bezieht, sondern häufig nur Erwartungen erfüllt – eine Einschätzung, die etwa auch von europäischen Datenschützern geteilt wird. Gleichstellung in der Politik betrachtet Merkel nicht als Selbstläufer, sondern als Aufgabe, die aktives Eingreifen erfordert: Quoten und klare Regelmechanismen sind aus ihrer Sicht unverzichtbar, um die immer noch männlich geprägten Führungsetagen aufzubrechen. Im Kontext der neuesten Entwicklungen wurde am 21.6. der AI Act der EU verabschiedet, ein Gesetzespaket, das europaweit strengere Vorgaben zur Entwicklung und zum Einsatz von KI einführt – das betrifft nicht nur Datenschutz, sondern auch Transparenz bei automatisierten Entscheidungen sowie klare Verantwortlichkeiten bei KI-basierten Systemen. Stimmen der Wirtschaft warnen allerdings davor, dass zu viel Regulierung den Innovationsstandort Europa schwächen könnte, während zivilgesellschaftliche Gruppen eher eine Chance sehen, europäische Werte und Menschenrechte in der Technologie zu sichern.

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