Zwischen Boom und Bedrohung: Weltspiegel-Reportagen aus Taiwan und dem Indopazifik

Direkt aus Taiwan blickt Tessniem Kadiri auf die Spannungen rund um China, den Pazifik und die Folgen für die ganze Region.

heute 12:52 Uhr | 17 mal gelesen

Indopazifik: Geopolitisches Tauziehen.

Der Indopazifik bleibt einer dieser Orte, an denen tägliche Normalität und globale Machtspiele unübersehbar kollidieren. Längst ist klar: Hier entscheidet sich, wohin die Reise in Sachen Weltordnung geht. China setzt zunehmend auf Dominanz – militärisch, wirtschaftlich, manchmal mit hartem Ton. Für Taiwan bedeutet das Dauerstress. Immerhin: Taiwan war nie Teil der Volksrepublik, doch Peking betrachtet die Insel im Grunde als sein Eigentum und droht offen mit Gewalt. Die Unruhe strahlt längst auf andere Länder aus, wie die offenen Reibereien mit den Philippinen im Südchinesischen Meer belegen. Die USA beobachten das alles nicht nur nervös, sie verschieben strategisch sogar Truppen in Richtung Pazifik. 'Weltspiegel' war in Taiwan, hat nachgefragt, wie sich das Leben unter ständigem Druck anfühlt, und ordnet den großen Konflikt politisch wie wirtschaftlich ein.

Taiwan: Alltag zwischen Hoffnung und Warnsirene.

Taiwan, speziell die Matsu-Inseln, sind vom chinesischen Festland aus fast schon zu sehen – ein Katzensprung geradezu. Die Bewohner dort sind direkt von Chinas Politik betroffen: Immer wieder beschädigte Unterseekabel und eine sich steigernde Militärpräsenz sorgen für latente Anspannung. Viele der Inselbewohner haben sich aber erstaunlich gut mit dem Ausnahmezustand arrangiert, leben zwischen Gelassenheit und unterschwelligem Misstrauen. Sie rüsten auf, ohne die Lebensfreude zu verlieren – vielleicht gerade deshalb. (Bericht: Ulrich Mendgen, Tokio)

Philippinen: Zwischen Fischernetzen und Flaggen.

Scarborough-Riff: Für die Fischer aus Luzon, einer philippinischen Provinz, war das ihre Lebensgrundlage. Jetzt gehören die Gewässer offiziell zu ihrer Wirtschaftszone, aber die Realität sieht anders aus: Die chinesische Küstenwache vertreibt sie, und internationale Urteile scheinen Peking wenig zu interessieren. Für die Fischer ist das nicht nur ein Kampf ums Recht, sondern um ihre Existenz. (Bericht: Ulrich Mendgen, Tokio)

China: Der schwierige Sprung zur Weltspitze.

Der Konflikt zwischen den beiden Wirtschaftsgiganten USA und China spitzt sich zu, aktuell an der Seefracht. Peking hat neue Sonderabgaben auf US-Schiffe angekündigt, die Amerikaner ziehen wiederum mit hohen Zöllen nach. Chinas Wirtschaft lahmt seit Corona, trotzdem bleibt das Ziel klar: Die Weltmachtrolle bis 2050. Ob der Plan aufgeht? Die Probleme nehmen zu. (Bericht: Jörg Endriss, Peking)

Cookinseln: Chinas langer Schatten.

Die Cookinseln liegen, strategisch klug, mitten in den wichtigsten Handelswegen der Welt. China sichert sich hier Rohstoffe und Verbindungen. Das wirkt wie ein Paradoxon: Unabhängigkeit einer kleinen Insel, finanziert von China – da schmeckt die Freiheit manchmal nach Kompromiss. (Bericht: Christiane Justus, Singapur)

USA: Handelskrieg und seine Kollateralschäden.

Der Hafen von Long Beach oder die Händler in San Franciscos Chinatown fühlen die globalen Spannungen direkt am Umsatz. Neue Zölle und politische Sprunghaftigkeit machen Planungen zunehmend unmöglich. Während Trump zwischen härteren und weicheren Tönen schwankt, geraten die kleinen Kunden und Unternehmer an die Belastungsgrenze. (Bericht: Sarah Schmidt, Washington)

Die aktuelle Sendung "Weltspiegel" nimmt den Indopazifik – insbesondere Taiwan – ins Visier. Mit vielschichtigen Reportagen beleuchtet das Team das komplexe Geflecht aus nationalem Alltag, geopolitischem Druck und wirtschaftlichen Rivalitäten zwischen China, Amerika und den pazifischen Staaten. Für Taiwan bedeutet das Dauerdruck, aber auch bemerkenswerte Alltagsresilienz. Im Mittelpunkt stehen die Auswirkungen zunehmender Spannungen auf die Zivilbevölkerung, etwa die Sorgen taiwanischer Einwohner über drohende Invasionen oder die Existenzängste philippinischer Fischer, die durch Chinas expansive Ansprüche im Südchinesischen Meer unter Druck geraten. Gleichzeitig zeichnet sich ein globaler Trend zu Zollschranken und wirtschaftlicher Unsicherheit ab, der sogar die existenziellen Grundlagen vieler Unternehmen in den USA bedroht. Neue Entwicklungen nach Recherchen: Am 20. und 21. Juni berieten auf dem Friedensforum in Singapur Verteidigungsminister aus dem asiatisch-pazifischen Raum unter anderem über die Sicherheit Taiwans und die Lage im Südchinesischen Meer; China und die USA betonten zwar ihre Bereitschaft zum Dialog, doch bestehende Differenzen blieben bestehen. Zugleich wurde in Taiwan erneut eine massive Welle von Desinformationskampagnen registriert, mutmaßlich ausgehend von China, mit dem Ziel, die Gesellschaft zu destabilisieren. Und sowohl die USA als auch Deutschland intensivieren ihre diplomatischen Bemühungen gegenüber den asiatischen Partnern deutlich, auch um demokratische Werte und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu stärken.

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