Was sich da am Mittwochabend hinter verschlossenen Türen des Ministeriums abspielte, war wohl alles andere als Routine: Staatssekretär Frank Wetzel versammelte ein Sammelsurium aus Wirtschaftsverbänden und Top-Managern, um die Lage rund um die Nexperia-Chips zu sondieren. Drei vorrangige Ziele kristallisierten sich heraus. Erstens: Die Bundesregierung will sich nun als Vermittler versuchen, gewissermaßen zwischen den Fronten von China, den Niederlanden und den USA. Klingt fast nach diplomatischem Drahtseilakt, aber anscheinend schöpfen die Beteiligten gerade daraus kurzfristig die größten Hoffnungen. Punkt zwei: Die Industrie wird angehalten, schleunigst nach Ersatzlösungen für die dringend benötigten Nexperia-Chips zu suchen, Volkswagen steht da sogar symbolisch für die gesamte Branche. Drittens sollen Politik und Wirtschaft gemeinsam Konsequenzen ziehen – etwa durch den Aufbau einer stabileren, vielleicht auch europäischeren Chipversorgung. Hintergrund des Ganzen: China hatte kürzlich die Ausfuhr bestimmter Nexperia-Bauteile blockiert, weil die Beziehungen zu den USA alles andere als friedlich verlaufen. Gleichzeitig steht Wingtech, die chinesische Eigentümerin von Nexperia, auf einer US-Sanktionsliste und die Niederlande haben angekündigt, dass sie künftig mit Argusaugen auf den Tech-Transfer in Richtung China achten werden. Es bleibt viel in Bewegung, fast schon zu viel für einfache Lösungen.
Die Bundesregierung versucht, drohende Produktionsstopps durch die Nexperia-Krise abzuwenden und will deshalb diplomatisch zwischen China, den Niederlanden und den USA vermitteln. Insbesondere die Abhängigkeit ganzer Industriezweige – nicht nur von Volkswagen – von Nexperia-Chips sorgt für Alarmstimmung und verstärkte Bemühungen um Alternativen. Branchenkenner fordern langfristig den Ausbau einer unabhängigen, europäischen Chipindustrie, während aktuell die Handelsstreitigkeiten und Export-Einschränkungen der chinesischen Regierung den Konflikt befeuern. Aktuell wird zudem berührt, dass Europa generell in technologisch sensiblen Bereichen anfällig für geopolitische Schocks ist, was noch einmal den politischen Ruf nach strategischer Autonomie laut werden lässt. Die EU hatte bislang nur langsam auf die globalen Verwerfungen im Chipmarkt reagiert, erhöht jedoch zuletzt spürbar den Druck durch Investitionsprogramme und Gesetzesinitiativen, wie auch Branchenexperten und kommentierende Stimmen betonen.