Zwischen Chillout und Netflix – Was die Deutschen im Schlafzimmer tatsächlich hören (und gucken)

Mal ehrlich, läuft beim Sex bei uns wirklich nur Barry White oder ist es längst Netflix und chill(ig)? Eine neue repräsentative Umfrage enthüllt das überraschend breite Spektrum der Mediennutzung bei intimen Momenten in deutschen Schlafzimmern. Ob entspannte Musik, gezielte Streaming-Dienste oder auch einfach wohltuende Stille – der Soundtrack der Erotik ist vielfältiger als die meisten ahnen.

heute 15:03 Uhr | 20 mal gelesen

Vorweg – die Studie stammt von ErotikBase.com gemeinsam mit Appinio, die 1.000 Menschen in Deutschland befragten (Stichwort: Alter, Geschlecht – alles abgedeckt). Und ja, beim Thema Mediennutzung während des Sex treten ganz unterschiedliche Vorlieben zu Tage – und das nicht selten überraschend. Gut ein Drittel (34,2 %) lässt einfach laufen, was sowieso eingeschaltet war: Da dudelt noch das Radio oder flimmert die Lieblingsserie weiter, weil der Abend eh schon gemütlich gestartet hat. Ähnlich viele, vor allem ältere Semester, ziehen beim Sex totale Stille vor – 36,5 % verzichten komplett auf mediale Begleiter, wobei sich dieser Wunsch nach Ruhe bei den über 55-Jährigen besonders stark zeigt. Aber: Für ein Viertel (25,2 %) gehört gezielt ausgewählte Musik dazu, und immerhin jeder Sechste steuert auch mal den Streamingdienst oder ein Erotikvideo extra an – Männer häufiger als Frauen, wohlgemerkt. Stilistisch liegt Chillout, Ambient oder Lounge-Musik mit Abstand vorne (zugegebenermaßen passt so ein sphärischer Sound ja irgendwie zum Thema). Weitere Favoriten: Pop, gefolgt von R'n'B / Soul – Genres, bei denen ganz offensichtlich die Sinnlichkeit im Vordergrund steht. Schlager und Metal? Werden meist beiseite geschoben. Da zuckt selbst der Hardrocker irgendwann mit den Schultern. Und warum das alles? Musik und Medien sind keineswegs nur Nebengeräusche, sondern spielen oft eine echte Rolle fürs Befinden: Sie bringen 40,5 % der Befragten besser in Stimmung, helfen aber auch ganz pragmatisch beim Geräusche-Kaschieren (vor allem bei den Jüngeren!), bauen Hemmungen ab oder geben manchmal sogar den Takt vor. Andererseits gibt es Menschen, die sich dadurch eher rausgerissen fühlen – oder für die das ganze Ritual ohnehin keinen Unterschied macht. Spannend bleibt der Einfluss von Alter und Geschlecht. Während jüngere Menschen Medien tendenziell als “Hilfsmittel” für Atmosphäre und Lockerheit nutzen, ziehen die Älteren lieber einfach gar nichts auf die Ohren. Frauen bevorzugen häufiger Musik, Männer eher visuelle Reize wie TV oder explizite Inhalte. Unterm Strich zeigt die Umfrage: Die Intimität sieht – und klingt – bei jeder und jedem völlig anders aus. Für die einen gehört die Sex-Playlist fest dazu, für andere ist das Flackern des Netflix-Bildschirms schon genug. Und es gibt nach wie vor viele, die Stille und Nähe ganz ohne technischen Schnickschnack bevorzugen – auch das kann ein Statement sein.

Deutsche Schlafzimmer sind multimedialer als ihr Ruf: Während etwa ein Drittel zufällig laufende Musik, TV oder Serien beim Sex duldet, wählt rund ein Viertel gezielt Songs zur Begleitung aus, um damit Atmosphäre zu schaffen oder Hemmschwellen zu senken. Besonders bei Jüngeren dienen Musik und Medien oft auch dazu, Unsicherheiten abzubauen oder störende Geräusche zu kaschieren – bei Älteren zieht es indes den Wert auf Stille, mit dem Fokus auf Intimität ohne Ablenkung. Beim Musikgeschmack dominiert Chillout-Lounge, gefolgt von Pop und Soul, wohingegen Musikrichtungen wie Schlager oder Metal kaum gefragt sind. Auch zwischen Männern und Frauen zeigen sich Unterschiede: Männer schauen zum Beispiel häufiger gezielt erotische Videos oder TV, während Frauen vermehrt Musik auswählen. Ergänzend berichten aktuelle Artikel in den deutschen Medien, dass solche Trends ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen rund um Intimität sind: Die Süddeutsche Zeitung hebt hervor, wie sich die digitalen Vorlieben in Partnerschaften zunehmend unterscheiden, was gelegentlich zu Konflikten oder unerwarteten Gemeinsamkeiten bei Streaming-Gewohnheiten führt. Die taz weist darauf hin, dass der Konsum von Medien im Schlafzimmer zunehmend als Ausdruck persönlicher Grenzen und Wünsche gesehen wird – oft als Strategie zum Schutz der eigenen Privatsphäre. Laut der Zeit wird in manchen beliebten Foren inzwischen sogar diskutiert, wie Streaming-Plattformen als Ersatz für klassische Erotik-Playlists genutzt werden und wie mediale Geräuschkulissen Sicherheit oder Nähe erzeugen können.

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