Strengere Regeln: Wegwerf-Plastiktüten endgültig passé
Zwischen dem Beschluss und dem Inkrafttreten des Verbots bestand eine Übergangsphase. Seit dem 1. Januar 2022 ist es Handelsbetrieben komplett untersagt, dünne Einweg-Plastiktüten an Kund:innen auszugeben – und zwar unabhängig davon, ob sie aus konventionellem, biobasiertem oder abbaubarem Kunststoff bestehen. Wer sich nicht daran hält und weiterhin diese leichten Plastiktüten (unter 50 Mikrometer) herausgibt, muss mit Geldbußen von bis zu 100.000 Euro rechnen.
Ausnahmen und Alternativen: Leichtere Obstbeutel und stabile Taschen bleiben erhalten
Winzige Beutel für Obst und Gemüse (unter 15 Mikrometer), die aus hygienischen Gründen weiterhin nötig sind, sind aber erlaubt. Dazu kommen robuste Mehrweg-Kunststofftragetaschen, die dem Verbot nicht unterliegen.
Wert des Kunststoffs im Alltag – Aber bitte langlebig
Grundsätzlich steht die Idee dahinter: Weniger Abfall ist besser. Entscheidend sei, meint Dr. Christine Bunte von Plastics Europe Deutschland, dass man die gesamte Lebensdauer der Produkte betrachtet. Die Wegwerftüte galt lange als Synonym für Verschwendung, aber gerade stabile, vielfach nutzbare Kunststofftaschen schneiden ökologisch oft besser ab als zum Beispiel vermeintlich nachhaltige Baumwollalternativen. Laut mehreren Studien reichen schon wenige Umläufe einer Mehrweg-Kunststofftasche, um ökologisch auf der besseren Seite zu sein. Stoffbeutel hingegen müssen 50- bis 150-mal zum Einsatz kommen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu rechtfertigen.
Ob die Menschen wirklich so handeln, wie es die Statistik erscheinen lässt, bleibt eine Frage. Immerhin: Im Alltag fällt auf, dass die Plastiktüte weitgehend aus dem Blickfeld verschwunden ist – stattdessen sieht man häufiger alteingesessene Stofftaschen, sportliche Rucksäcke oder bequeme Jutebeutel. Ein vollständiger Wandel? Oder nur eine Anpassung an Regeln? Ganz klar ist das nicht.
Seit dem Verbot leichter Einweg-Plastiktüten in Deutschland hat sich der Plastiktütenverbrauch pro Kopf mehr als halbiert – ein sichtbarer Erfolg im Kampf gegen unnötigen Plastikmüll. Die Regelung, die Deutschland im Zuge einer EU-Richtlinie vor fünf Jahren verabschiedet hat, wird durch Studien gestützt, wonach langlebige Mehrweg-Kunststofftaschen tatsächlich eine bessere Ökobilanz bieten als viele vermeintlich nachhaltige Alternativen, zum Beispiel Baumwolltaschen, aber nur, wenn sie oft genug verwendet werden. Allerdings gibt es immer noch Ausnahmen für sehr dünne Obst- und Gemüsebeutel, um Hygienevorgaben zu erfüllen, und der Einzelhandel setzt zunehmend auf wiederverwendbare Transportlösungen. Laut aktuellen Berichten wird in den Supermärkten deutlich häufiger nach Mehrweg- oder eigenen Taschen gefragt, was für ein Umdenken spricht. Kritik gibt es allerdings auch: Manche Stimmen bemängeln die Verlagerung des Plastikproblems auf andere Verpackungsarten wie dünne Plastiktüten für Obst, und Umweltverbände fordern strengere Regelungen für alle Arten von Kunststoffverpackungen. Die jüngste Debatte dreht sich zudem darum, ob die Zielvorgaben der EU auch auf weitere Einwegprodukte ausgedehnt werden sollten, um den Gesamtverbrauch an Kunststoffen nachhaltig zu reduzieren.