AfD-Abgeordneter rechtfertigt Äußerung zu Nationalhymne-Strophen

Tobias Teich, Bundestagsmitglied der AfD, verteidigt seinen Online-Kommentar zur Debatte, in dem er kritisiert, dass in Deutschland nur die dritte Strophe des 'Liedes der Deutschen' gesungen wird.

01.09.25 15:22 Uhr | 4 mal gelesen

Teich erklärte gegenüber der 'Welt', eine selbstbewusste Nation stehe zu ihren Symbolen, ohne dafür Angst zu haben oder diese kleinzureden. Zwar bleibe die dritte Strophe offiziell die Hymne, doch die ersten beiden Strophen seien Teil des kulturellen Erbes und dürften nicht alleinig durch die NS-Zeit bewertet werden. Heike Radvan, Expertin für Rechtsextremismus an der Universität Tübingen, widerspricht scharf und sieht in Teichs Position den Versuch, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung der NS-Verbrechen zu ziehen und rechtsextreme Geschichtsinterpretationen zu befördern. Sie betont, die erste Strophe sei klar nationalistisch geprägt und nicht vereinbar mit demokratischen Werten. Teich hält dagegen: Die deutsche Geschichte umfasse mehr als die zwölf Jahre der NS-Herrschaft und dürfe nicht ausschließlich darauf reduziert werden. Die AfD-Fraktion distanzierte sich und betonte, die Äußerung sei Teichs Privatmeinung; die dritte Strophe bleibe die offizielle Hymne.

Der Streit um die Bedeutung der ersten beiden Strophen des 'Liedes der Deutschen' verdeutlicht erneut die Spannungen im Umgang mit historischen Symbolen in Deutschland. Rechtsextremismus-Expert:innen warnen, das erneute Hervorheben nationalistischer Strophen diene häufig revisionistischen Zwecken und gefährde das Erinnern an die NS-Verbrechen, während Teile der AfD hier von einer übereilten Reduktion deutscher Geschichte sprechen. In der öffentlichen Diskussion wurde jüngst auch geprüft, wie andere europäische Staaten mit problematischen Hymnen-Teilen umgehen – beispielsweise verzichtet auch Österreich auf Strophen mit umstrittenem Hintergrund, um modernen demokratischen Standards zu entsprechen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung analysiert die aktuelle Debatte um nationale Symbole und Identität in Deutschland. Experten warnen davor, völkische oder revisionistische Ansichten in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, während sich die AfD mit innerparteilichen Kontroversen über den Umgang mit historischen Themen auseinandersetzt. Es wird weiter berichtet, dass die Diskussion im Kontext wachsender Sorge vor Rechtsextremismus und steigender Umfragewerte der AfD steht. Quelle: Süddeutsche Zeitung.

Der Spiegel berichtet ausführlich über die politischen Konsequenzen und gesellschaftlichen Reaktionen auf den Post des AfD-Abgeordneten Teich. Neben Stellungnahmen von Wissenschaftler:innen liefert der Beitrag auch Einblicke in die Strategie der AfD, wie man sich von extremen Positionen distanziert, ohne den rechten Diskursraum zu verlieren. Auch wird die Bedeutung kollektiver Erinnerungskultur für eine wehrhafte Demokratie herausgestellt. Quelle: Der Spiegel.

Zeit Online beleuchtet in einem langen Beitrag die Instrumentalisierung der Nationalhymne in Wahlkampfzeiten und spricht mit Historikern darüber, warum bestimmte Strophen nicht mehr gesungen werden. Expert:innen fordern einen bewussten Umgang mit historischen Texten, um Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, und Bürgerinitiativen plädieren für klare gesellschaftliche Distanzierung von rechtsextremer Geschichtsrevision. Der Artikel betont zudem, dass die Nationalhymne Symbolcharakter für den Zustand der Demokratie habe. Quelle: Zeit Online.

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