Afghanische Geflüchtete bitten Merz um Hilfe nach Abschiebung

210 afghanische Staatsangehörige, die von Pakistan in das von den Taliban kontrollierte Afghanistan abgeschoben wurden, appellieren mit einem dringenden Schreiben an Oppositionsführer Friedrich Merz, Außenpolitiker Johann Wadephul (beide CDU) und Innenpolitiker Alexander Dobrindt (CSU).

02.09.25 05:14 Uhr | 3 mal gelesen

Die betroffenen Afghanen berichten, dass sie am 15. August 2025 gegen internationale humanitäre Grundsätze von Pakistan nach Afghanistan abgeschoben wurden. Dabei seien sie laut eigenen Angaben von pakistanischen Sicherheitskräften misshandelt worden. Gegenwärtig halten sie sich aus Sicherheitsgründen anonym in einer von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützten Unterkunft in Kabul versteckt auf. In dem Schreiben machen sie deutlich, dass ihnen jederzeit Lebensgefahr droht. Die Gruppe unterstreicht, dass sie von der deutschen Regierung offiziell anerkannt wurde und unter Mitwirkung der GIZ zunächst nach Islamabad gebracht worden sei, in der Hoffnung, zeitnah nach Deutschland weiterreisen zu können. Doch statt einer schnellen Visaerteilung haben viele von ihnen Jahre voller Unsicherheit in Pakistan verbracht. In dem Appell fordern die Afghanen ihre Rückkehr nach Pakistan und eine rasche Aufnahme nach Deutschland sowie direkte Verhandlungen mit Pakistan, um weitere Abschiebungen zu verhindern.

Der Hilferuf der 210 Afghanen ist ein weiteres Beispiel für die verzweifelte Lage vieler lokaler Ortskräfte und ihrer Familien, die im Zuge des internationalen Abzugs aus Afghanistan Schutz in Drittstaaten suchten. Medienberichten zufolge hat Pakistan in den vergangenen Monaten seine Abschiebungsmaßnahmen gegen afghanische Geflüchtete, darunter auch ausgewiesene Ortskräfte westlicher Länder, massiv verschärft. Die Bundesregierung steht dadurch unter zunehmendem Druck, die Visa- und Aufnahmeverfahren zu beschleunigen, während internationale Hilfsorganisationen die fortdauernden Menschenrechtsverletzungen und die akute Gefahr für abgeschobene Afghanen kritisieren. Ende Juni 2024 war ein ähnlicher Fall publik geworden, bei dem mehrere Hundert afghanische Ortskräfte trotz positiver Aufnahmezusagen Deutschlands aus Pakistan abgeschoben wurden, wie die ZEIT berichtet hatte. Laut dem UNHCR sitzen zehntausende in Pakistan gestrandete Afghaninnen und Afghanen unter prekären Bedingungen fest. Die politische Debatte über die Verantwortung Deutschlands für seine einstigen lokalen Mitarbeiter ist weiterhin hochaktuell.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung berichtet ausführlich über die wachsende Zahl afghanischer Geflüchteter, die nach ihrer Abschiebung aus Pakistan in Lebensgefahr sind und auf eine Zusage zur Aufnahme in Deutschland hoffen. Der Artikel beleuchtet auch die diplomatischen Bemühungen der Bundesregierung, die Situation mit Pakistan zu klären. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Ein Bericht auf ZEIT Online analysiert die aktuelle Abschiebepolitik Pakistans gegenüber Afghanen und die damit verbundenen humanitären Folgen. Dabei wird besonders darauf eingegangen, wie konkrete Aufnahmezusagen Deutschlands nicht eingelöst werden konnten und wie NGOs die aktuelle Lage vor Ort einschätzen. (Quelle: ZEIT Online)

Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wächst der Druck auf Deutschland, schnelle Lösungen für anerkannte afghanische Ortskräfte zu finden, nachdem Pakistan erneut zahlreiche Personen abgeschoben hat. Die Bundesregierung prüfe Notmaßnahmen und internationale Hilfsorganisationen warnen angesichts der Verschärfung der Lage vor weiteren Menschenrechtsverletzungen. (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung)

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