Airbnb verteidigt sich gegen Vorwürfe: Steigende Mieten nicht unsere Schuld?

Kathrin Anselm, die Deutschlandchefin von Airbnb, weist Behauptungen zurück, nach denen die Plattform am Wohnungsnotstand und steigenden Mieten schuld sei. Sie argumentiert dagegen – und liefert Beispiele.

25.11.25 01:02 Uhr | 40 mal gelesen

Manchmal frage ich mich, ob wir in Deutschland die richtigen Schuldigen suchen, wenn es ums Mietproblem geht. Kathrin Anselm von Airbnb sieht das ähnlich – sie hält es für 'abenteuerlich', dem Unternehmen die Schuld dafür zuzuschieben, dass die Mieten durch die Decke gehen. Ihr Beispiel: In Barcelona ist zwischen 2018 und 2024 das Airbnb-Angebot um ein Viertel geschrumpft, aber die Mieten? Die haben sich um satte 40 Prozent verteuert. Das passt vorne und hinten nicht zusammen, findet sie. Auch eine DIW-Studie, in der ein Zusammenhang zwischen Airbnb-Angebot und höheren Mieten behauptet wird, weist sie zurück – fehlerhafte Daten, unpassende Methoden. Ihrer Ansicht nach ist Airbnbs Einfluss auf den deutschen Wohnungsmarkt minimal. Statt Kurzzeitvermietungen zu verteufeln, bräuchte es echten Wohnungsbau, sagt sie. Regulieren – okay, aber doch wenigstens mit Fakten und Augenmaß. Übrigens tüftelt gerade eine Experten-Kommission daran, das Mietrecht zu überarbeiten, auch Airbnb dürfte auf deren Radar stehen. Dass Airbnb trotzdem regelmäßig für politischen Streit sorgt, wundert Anselm wenig: Disruptive Geschäftsmodelle ziehen Widerstände nach sich. Gegen Leerstand und Sanierungsstau vorzugehen, sei jedoch deutlich anstrengender, als schnell irgendwelche Regeln für Plattformen zu verschärfen. Ihrer Meinung nach sollte Regulierung sich immer an der Verhältnismäßigkeit messen lassen. Wichtig noch: Airbnb hält nach eigener Aussage alle deutschen Regeln ein – besonders in Berlin mit der strengen Registrierungspflicht. Für die Kontrolle, ob alles rechtmäßig läuft, sieht sie die Behörden verantwortlich – und bei Personalmangel dort kann Airbnb wenig ausrichten. Gemessen am Verdienst: Der Großteil der Hosts verdient etwa 4.000 Euro brutto im Jahr, und für 40 Prozent ist das Gastgeben ein Weg, laufende Kosten zu stemmen.

Airbnb spielt die Bedeutung seiner Plattform für die deutschlandweite Wohnungsknappheit und für steigende Mietpreise herunter, mit Blick auf internationale Beispiele wie Barcelona, wo trotz weniger Airbnb-Angeboten Mieten deutlich gestiegen sind. Kritiker berufen sich weiterhin auf Studien wie die des DIW, während Anselm diese methodisch infrage stellt und die Verantwortung für erschwinglichen Wohnraum eher bei Neubau und politischen Maßnahmen sieht. Aktuell arbeitet eine Expertenkommission an Vorschlägen für das Mietrecht, wobei auch die Rolle von Kurzzeitvermietungen auf der Agenda steht. Ergänzend ergeben aktuelle Recherchen: Airbnb sieht sich weltweit mit immer strengeren Auflagen konfrontiert, beispielsweise plant New York laut Taz massive Regulierungsschritte und Paris will der Zweckentfremdung von Wohnraum stärker begegnen. Der Wohnungsmarkt in Deutschland bleibt trotz Diskussion über Plattformen wie Airbnb vor allem von fehlendem Wohnungsneubau, hohen Baukosten und stockenden Genehmigungen geprägt. Insbesondere größere Städte wie München, Hamburg oder Berlin verzeichnen anhaltende Mietpreissteigerungen, unabhängig von der Zahl der Airbnb-Angebote.

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