„Die AfD kann für den Mittelstand kein Gesprächspartner sein“, erklärt Gitta Connemann (CDU), Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, im Interview mit dem Handelsblatt. Sie sieht das Programm der Partei als Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands – vor allem für exportorientierte Unternehmen. Wer Exportgedanken gegen nationale Abschottung tauscht, spielt mit dem Feuer: Lieferketten, Arbeitsplätze, die ganze Verlässlichkeit von Unternehmen stehen auf dem Spiel. Und falls die AfD aus dem Euro hinaus will oder europäische Partnerschaften kappen möchte, könnten viele Betriebe wortwörtlich ins Straucheln geraten.
Marcel Fratzscher, Wirtschaftswissenschaftler und DIW-Präsident, richtet eine Warnung an die Adresse aller, die die AfD wie eine ganz normale Partei behandeln möchten: Gerade für Deutschlands Image im Ausland wäre das ein schwerer Schlag, intern bliebe das gesellschaftliche Klima ebenso nicht verschont. Verbände und Unternehmen seien in politischer Verantwortung, Haltung zu zeigen und sich nicht von vermeintlichen Vorteilen blenden zu lassen – oder unter dem Radar segeln zu wollen.
Auch Unternehmer Martin Herrenknecht betont, wie fatal es wäre, die bisherige Trennlinie – Brandmauer ist so ein Wort, das bleibt im Kopf hängen – aufzugeben. Er mahnt zur Vorsicht und verlangt: Erst durchatmen, dann nachdenken, bevor überhaupt neue Gesprächsformate entstehen. In diesem Kontext kritisiert er auch die Politik der Regierungskoalition, denn Unsicherheiten (er nimmt die Rentenpläne als Beispiel) schaffen fruchtbaren Boden für extreme Positionen. Kanzler Merz stehe dabei gehörig unter Druck, während die Bundesregierung insgesamt einen recht ziellosen Eindruck hinterlasse.
Die Entscheidung des Familienunternehmer-Verbands, erstmalig Gespräche mit der AfD nicht mehr grundsätzlich auszuschließen, hat ein heftiges politisches Echo ausgelöst. Wirtschaftsvertreter und Ökonomen wie Gitta Connemann, Marcel Fratzscher und Martin Herrenknecht argumentieren übereinstimmend, dass dies nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch gesellschaftlichen Schaden anrichtet, und sehen insbesondere nationale Abschottung und Europafeindlichkeit als große Risiken für den Standort Deutschland. Auch im aktuellen Medienecho gibt es zahlreiche Stimmen aus Politik und Gesellschaft, die vor einer Normalisierung der Beziehungen zur AfD warnen – was angesichts steigender politischer Unsicherheit, etwa durch die Renten- und Wirtschaftspolitik der Regierung, an Brisanz gewinnt. Angesichts anhaltender Krisen (Inflation, geopolitische Unsicherheiten, Transformationen in der Industrie) fürchten viele Unternehmensverbände eine weitere Polarisierung und Instabilität des Wirtschaftsstandorts.
In aktuellen Berichten etwa der "Süddeutschen Zeitung" und "FAZ" wird zudem darauf hingewiesen, dass mehrere große Familienunternehmen bereits intern Debatten führen, wie sie sich politisch angesichts des Erstarkens der AfD positionieren sollen; belegt werden auch Unmutsbekundungen aus der Wirtschaft selbst über die Kursänderung des Verbands (Quelle: Süddeutsche Zeitung, FAZ, 24./25.06.2024). Gleichzeitig heben Artikel auf "Zeit Online" die wachsende Zerrissenheit der mittelständischen Wirtschaft hervor, die zwischen wirtschaftlichen Eigeninteressen und gesellschaftlicher Verantwortung abwägen muss (Quelle: Zeit Online, 25.06.2024).