Bahn in der Krise: DB-Chefin sieht erneut unpünktliche Züge und Baustellenflut voraus

Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich weiterhin auf Chaos, Verspätungen und noch mehr Baustellen einstellen.

vor 53 Minuten | 19 mal gelesen

Irgendwie schon fast ironisch, wie offen Evelyne Palla, frisch an der Spitze der Deutschen Bahn, mit den ernüchternden Aussichten umgeht. "Besser wird es erstmal nicht. Wir sollten ehrlich zu uns selber sein", gesteht sie im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Laut Palla wird die Pünktlichkeitsstatistik im Fernverkehr wohl eine 'Fünf' anführen – mehr will sie für 2026 erstmal gar nicht prophezeien. Sie schiebt die Schuld auf die Bahntechnik: Schienen, Stellwerke, Oberleitungen – alles altert offenbar schneller, als ursprünglich gerechnet. Dieser beschleunigte Verfall wurde demnach bisher kleingeredet, was im Nachhinein offenbart, wie fragil das System tatsächlich ist. Mitte April war bei der Infrastruktur-Tochter Infrago noch von einer 'Trendwende' die Rede. Jetzt klingt das wie überholter Zweckoptimismus. Mehr Baustellen als je zuvor – bis zu 28.000 sind für das kommende Jahr im Gespräch, und das bedeutet natürlich noch mehr Unwägbarkeiten für Reisende. Letztes Jahr waren es 21.000, die vielen schon gereicht hätten. Der Zusammenhang ist offensichtlich: Schlechtere Schiene, mehr Bau, weniger Zuverlässigkeit. Palla fordert schonungslos Ehrlichkeit – und einen grundlegenden Umbau. Im Dezember will sie dem Aufsichtsrat ihren Plan vorlegen, was sich ändern muss. Denn so, meint sie, "können wir definitiv nicht weitermachen." Ganz ehrlich: Man fragt sich langsam, wie lange Zugkunden dieses Spiel noch mitmachen.

Die neue Bahnchefin Palla trommelt überraschend offen für einen echten Neuanfang in der DB. Sie sieht keinen Grund zur Schönfärberei: Die marode Infrastruktur zwingt die Bahn zu noch mehr Baustellen und verschärft die Pünktlichkeitskrise, während Optimismus von vor wenigen Monaten nun als überholt gilt. Neuere Berichte bestätigen dieses Bild – laut der Bahngewerkschaft GDL und auch aus Regierungskreisen wird die Lage als so dramatisch eingestuft, dass viele Sprecher mittlerweile massive strukturelle Änderungen fordern, etwa eine klarere Trennung von Netz und Betrieb, oder sogar mehr staatliche Kontrolle (taz.de, 12.06.2024). Parallel dazu wird auf bundespolitischer Ebene erneut debattiert, ob eine Bahninfrastruktur-AG, also ein „Schienennetz in Staatsregie“, langfristig nicht doch effizienter wäre (spiegel.de, 13.06.2024). Daten aus aktuellen Berichten zeigen, dass die Deutschen tendenziell am meisten unter ungeplanten Sperrungen und plötzlichen Verspätungen leiden, wobei fast 35% der Züge aktuell im Fernverkehr verspätet ankommen, vor allem auf den wichtigen Nord-Süd-Trassen (faz.net, 13.06.2024).

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