Irgendwann am Nachmittag, vielleicht blinzelte jemand aus den hinteren Reihen müde über seine Aktenstapel – jedenfalls: Die große Koalition aus Union und SPD hat das Pflegegesetz durch den Bundestag gebracht. AfD dagegen, Grüne und Linke saßen irgendwie zwischen den Stühlen und enthielten sich einfach mal. Der Kernpunkt des Ganzen klingt in der Theorie fast zu schön, um wahr zu sein: Pflegepersonal bekommt nicht nur ein dickeres Aufgabenbuch, sondern auch mehr Freiheit – so sollen sie mit ihrer Qualifikation jetzt auch medizinische Aufgaben übernehmen, die früher fest in ärztlicher Hand waren. Klar, was das im Alltag genau heißt, darüber muss jetzt eine Kommission noch ein paar graue Zellen anstrengen.
Spannend ist dabei auch: Im Pflegeberufegesetz soll so klar wie nie stehen, dass Pflegefachkräfte Heilbehandlungen durchführen dürfen – aber natürlich nur mit nachgewiesener Expertise. Wer sich im Studium oder in Weiterbildung fit gemacht hat, darf also mehr entscheiden und behandeln, selbstständig. Eine Art vorsichtige Revolution im deutschen Pflegealltag, nicht ohne offene Fragen: Wie groß wird der tatsächliche Spielraum am Ende? Vertraut das System wirklich auf die Fähigkeiten der Pflege? Oder bleibt die letzte Verantwortung doch beim Arzt hängen? Man wird sehen.
Das neue Gesetz aus dem Bundestag will Schluss machen mit der bürokratischen Überforderung im Pflegebereich. Pflegekräfte sollen aufatmen können: Sie können künftig eigenverantwortlicher handeln, speziell dann, wenn sie zusätzlich qualifiziert sind. Klar ist allerdings, dass die konkrete Ausgestaltung noch von einer Kommission beschlossen werden muss – was immer ein gewisses Maß an Unsicherheit mit sich bringt.
Erweiterte Kompetenzen wie eigenständige Heilkundetätigkeiten stehen auch im Fokus der aktuellen Pflegepolitik in Deutschland: Laut taz äußern Berufsverbände Hoffnung, dass das Gesetz tatsächlich Schwung in den Alltag bringt, monieren jedoch, dass die Entlastung nur funktioniert, wenn auch die Arbeitsbedingungen insgesamt verbessert werden (Quelle: taz). Die Süddeutsche berichtet, dass in einigen Kliniken bereits Modelle mit mehr Kompetenz für Pflegekräfte getestet werden – mit ersten positiven Rückmeldungen, aber auch Hinweisen auf Lücken bei Weiterbildung und Bezahlung (Quelle: Süddeutsche Zeitung). Auf spiegel.de betont ein Kommentar, dass ohne grundlegende Reformen im Pflege- und Gesundheitssystem eine reine Kompetenzerweiterung der Pflegekräfte nicht ausreicht, um Fachkräftemangel und Überlastung wirksam zu begegnen (Quelle: Spiegel).