Digitalminister Wildberger wehrt sich gegen Vorwürfe zu Stillstand und Verteidigt seinen Kurs

Karsten Wildberger (CDU), Digitalminister im Bund, kontert den Vorwurf, sein Ministerium würde bloß die Arbeit der Altressorts weiterführen. Im Interview vergleicht er seinen Führungsansatz mit einem Trainerwechsel im Fußball – nicht alle Spieler raus, sondern das Team anders anpacken.

heute 11:23 Uhr | 28 mal gelesen

Fußball als Metapher: Wildberger schlägt den Bogen von der Trainerrolle zum Amt des Digitalministers – ein neuer Coach, doch nicht gleich eine ganz neue Mannschaft. 'Es geht ums Umstellen, Organisieren, mit frischen Ideen anstoßen – aber eben nicht alles auf den Kopf stellen', sagte er gegenüber Capital. Sein neu geschaffenes Digitalministerium entstand aus der Zusammenführung von Abteilungen aus insgesamt fünf verschiedenen Ministerien plus dem Kanzleramt. Dennoch wurde zuletzt getuschelt, das Ressort bringe wenig Neuerungen – selbst Fachleute monieren konkretre Ergebnisse innerhalb des ersten halben Jahres. Bernd Schlömer, Digitalstaatssekretär aus Sachsen-Anhalt, spricht offen aus, was viele ahnen: Es fehlt an spürbarer Dynamik, die große Aufbruchstimmung lasse auf sich warten. Wildberger bleibt dabei: Er möchte sich auch künftig aktiv in Projekte wie die geplanten Verwaltungs-Apps einbringen. 'Als Minister muss man nah dran sein, nachfragen, verstehen – sonst stagniert alles', so sein Credo. Kleinste Details interessieren ihn nicht, aber den Überblick will er haben. Einen idealen Wandel gibt's eben nicht aus der Ferne, sondern nur, wenn man mittendrin ist – auch mit der Gefahr, anzuecken.

Wildberger steht als Digitalminister im Rampenlicht: Während Kritiker ihm den Mangel an Innovationen und nennenswerten Fortschritten vorwerfen, verteidigt er sein Konzept des 'aktiven Dranseins' und verweist auf die noch junge Historie seines Hauses. Im Oktober wurde immerhin eine Modernisierungsagenda verabschiedet, dennoch vermissen viele konkrete, sichtbare Erfolge – insbesondere bei Projekten wie Verwaltungs-Apps bleibt Tempo und Agilität offen. Seine Strategie, vertraute Strukturen aufzubrechen, ohne alles zu zerreißen, wirft Fragen nach Effizienz und Umsetzungskraft in komplexen Verwaltungsapparaten auf. — Interessanterweise weisen neue Berichte etwa bei der taz und der FAZ darauf hin, dass die Digitalisierung in Deutschland weiterhin von vielen Baustellen wortwörtlich ausgebremst wird. Laut SZ gibt es besonders im ländlichen Raum Unmut über die schleppende Modernisierung der digitalen Verwaltung und den eklatanten Fachkräftemangel, was den Druck auf das Ministerium nochmals verstärkt. Deutschlands digitaler Rückstand bleibt ein rotes Tuch: Während Wildberger auf Teamgeist setzt und sich gegen Forderungen nach größeren Entlassungen oder Umwälzungen stellt, wächst in Politik und Gesellschaft die Ungeduld – die Erwartungen an einen echten Sprung nach vorn in Sachen Staatsmodernisierung sind hoch.

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