So richtig rechnet man es der CSU nicht zu – und dann das: Dorothee Bär, nicht irgendwer, sondern Bundesforschungsministerin, bescheinigt Friedrich Merz und Markus Söder Höchstwerte auf der inoffiziellen Feminismus-Skala. Merz? Ein Unterstützer bei allem, was Gleichstellung und Familienpolitik in der Union angeht. Er habe Bär bei schweren Themen wie der Reform der Prostitutionspolitik ermutigt und war sogar dankbarer Hauptredner einer Veranstaltung zu sexualisierter Gewalt im Krieg. Wo steht Merz für Bär? Schulterzuckend sagt sie: „Elf von zehn Punkten.“ Und Söder? Übertrifft das Ganze mit einer „Zwölf“ – wohl, weil er Frauen bewusst sichtbar macht, etwa mit seinen vier weiblichen Stellvertreterinnen in der CSU. Außerdem: Er soll ausdrücklich darauf achten, Frauen in Entscheidungspositionen zu bringen und Quoten-Fragen nicht auf die lange Bank zu schieben. Der kleine Haken: Allzu kritisch fragt Bär dabei offenbar nicht nach. Rückblick: Als stellvertretende Fraktionschefin war Bär zuvor für Familienpolitik zuständig – vielleicht wirkt da noch etwas Erfahrung nach.
Dorothee Bär sieht in Merz und Söder überzeugende Unterstützer von Frauenrechten innerhalb der Union. Sie lobt Merz als engagierten Mitstreiter insbesondere bei sensiblen Themen wie Prostitutionspolitik und sexualisierter Gewalt, während Söder für seinen konsequenten Einsatz für weibliche Führungskräfte bei der CSU hervorgehoben wird. Kritische Stimmen vermissen allerdings eine tiefergehende Debatte darüber, inwieweit diese Männer tatsächlich feministische Strukturen verändern oder eher bestehende Machtverhältnisse anders inszenieren.
Im Zuge aktueller Debatten um Feminismus in der Politik zeigen neue Medienberichte, dass insbesondere die Union verstärkt unter Beobachtung steht, wie glaubhaft solche Bekenntnisse sind. Während Bärs Aussagen für Aufmerksamkeit sorgen, werfen Journalistinnen und politische Gegnerinnen Nachfragen auf, ob Lippenbekenntnisse allein ausreichen. Zudem wird diskutiert, wie sich das Engagement tatsächlich in handfeste Politik übersetzt.