EU ringt sich zu neuem Fahrplan für entwaldungsfreie Lieferketten durch

Nach zähem Ringen haben die EU-Mitgliedstaaten einen Kompromiss für strengere Regeln beim Schutz der Wälder gefunden – mit pragmatischem Aufschub und weniger Bürokratie.

heute 09:20 Uhr | 37 mal gelesen

Manchmal dauert es eben länger, bis alle an einem Strang ziehen. Nun aber haben die EU-Staaten tatsächlich ein gemeinsames Mandat geschnürt, um die Entwaldungsverordnung (EUDR) praxisnäher und weniger bürokratisch zu gestalten. Laut Rat der EU ist das Ziel nicht nur, das Prozedere zu entschlacken, sondern auch den Start der verschärften Vorschriften hinauszuzögern – damit Behörden, Unternehmen und Händler nicht kopflos ins kalte Wasser springen müssen. Für größere und mittlere Betriebe gilt ab Ende Dezember 2026 die neue Regelung, Kleinstfirmen und kleine Anbieter bekommen sogar noch sechs Monate länger Schonfrist. Die Verhandlungen mit dem Europaparlament stehen als nächstes auf dem Plan, um rechtzeitig vor dem bisher vorgesehenen Stichtag, dem 30. Dezember 2025, Klarheit zu schaffen.
Kurz gesagt: Weniger Chaos, mehr Übergangszeit – so zumindest die Hoffnung. Bundeslandwirtschaftsminister Rainer (CSU) sieht die Linie mit deutschem Einfluss als Erfolg und betont, dass die Regelung zwar den dringend nötigen Schutz der Wälder gewährleisten, aber die ohnehin kaum betroffenen deutschen Waldbesitzer, Landwirte und Verarbeiter nicht mit zusätzlichem Papierkrieg belasten solle. "Wir sollten das Kind nicht mit dem Bade ausschütten", wie er ziemlich direkt meint – denn Bürokratie habe schließlich selten einen Baum gerettet. Gleichzeitig macht Rainer deutlich: Der globale Waldschutz bleibt essenziell, aber nationales Klein-Klein hilft an dieser Stelle kaum weiter.

Die EU hat sich nach langem Tauziehen darauf geeinigt, die Verhandlungen über eine weniger komplexe Umsetzung der Entwaldungsverordnung in Angriff zu nehmen und die Anwendungsfristen entsprechend zu staffeln: Mittlere und große Betriebe starten ab Ende 2026, kleine Unternehmen erst Mitte 2027. Die EU-Staaten pochen vor allem darauf, dass die Regeln für Länder und Unternehmen, die mit Entwaldung wenig zu tun haben, nicht zum bürokratischen Belastungsfaktor werden. Nach Sichtung aktueller Berichte zeigt sich allerdings, dass einige Umweltverbände den Kompromiss kritisch sehen: Sie fürchten, dass zu viele Ausnahmen und zu lasche Vorgaben den ökologischen Nutzen schmälern könnten. Andererseits wird von wirtschaftsnahen Gruppen beklatscht, dass die Anpassung den Unternehmen wirklich „Luft zum Atmen“ verschafft und die geplante Digitalisierung der Nachweispflichten den Aufwand weiter reduzieren könnte. Dass Europas Wälder (und die Entwaldung weltweit) ein politisch umkämpftes Thema bleiben, steht dadurch wieder einmal im Fokus – und ob der gefundene Kompromiss das richtige Gleichgewicht trifft, ist keineswegs ausgemacht.
Nach aktueller Berichterstattung (u.a. in Quelle: Spiegel) werden im Zusammenhang mit der EUDR immer wieder auch die Herausforderungen der globalen Lieferkettentransparenz, des Risikomanagements für Exporteure sowie die Rolle von digitalen Tools bei der Kontrolle diskutiert – tatsächlich könnten hier gute Chancen liegen, die praktische Umsetzung zu erleichtern.

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