Europa sucht Anschluss: Wildberger fordert mehr Eigenständigkeit bei KI

Karsten Wildberger, Digitalminister, fordert einen unabhängigen Weg für Europa in der KI-Entwicklung – raus aus dem KI-Schattendasein der USA, hin zu mehr Selbermachen.

heute 15:25 Uhr | 24 mal gelesen

Partnerschaft – ja, aber bitte fair und auf Augenhöhe, betont Karsten Wildberger und blickt dabei auffallend ernst drein. In einem Gespräch mit der 'Zeit' wirft er einen oft unterschätzten Punkt auf: Die europäische Technikszene darf nicht ewig im Windschatten der US-Riesen segeln. Klar, Gesetze wie der DSA oder DMA bringen Struktur. Doch Wildberger findet deutlich: 'Wir dürfen Unternehmen nicht in endlosen Paragrafenketten fesseln.' Das ist eine interessante Wende. Während bei uns noch über Regeln gefeilscht wird, drehen die Amerikaner längst an den großen Innovationsschrauben. Der Minister gibt offen zu, auch selbst auf US-KI zurückzugreifen: Er setzt den Chatbot Claude von Anthropic ein – und zwar fast täglich, mal schnell, mal stundenlang. Es klingt fast wie ein digitales Zwiegespräch, das auch ein Stück Sehnsucht nach europäischer Unabhängigkeit mitschwingen lässt.

Wildberger drängt auf eine mutigere europäische Haltung zur Künstlichen Intelligenz, weg von Abhängigkeiten und hin zu mehr Mitgestaltung. Er kritisiert die bisherige Regulierung, da sie laut ihm Innovationen eher behindert als fördert, und will, dass neue Richtlinien Unternehmen nicht unnötig ausbremsen. Aktuell ist Europa beim Thema KI – trotz Gesetzen wie DSA und DMA – noch zu sehr auf Impulse aus den USA angewiesen, was der Minister selbst an seinem eigenen Nutzungsverhalten amerikanischer KI-Tools illustriert. Im Juni 2024 veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung einen ausführlichen Kommentar über die verzögerte Umsetzung des European AI Act in verschiedenen EU-Ländern: Viele Regierungen zögern, nationale Gesetze darauf abzustimmen, während Unternehmen und Behörden Orientierungslosigkeit beklagen, was die Unsicherheit bei der KI-Entwicklung verschärft. Ebenfalls berichtet die FAZ, dass der KI-Standort Deutschland von Fachkräftemangel und knapper Förderung ausgebremst wird; trotz großer politischer Ziele stockt der Ausbau eigener KI-Anwendungen – Initiativen wie Gaia-X werden diskutiert, doch die Praxis hinkt hinterher. Auf ZEIT Online schreibt eine Analyse über die dominante Rolle von US-amerikanischen und chinesischen Tech-Riesen im globalen KI-Wettlauf, wobei europäische Start-ups unter komplexen Vorgaben und fehlenden Investitionen leiden und eine 'europäische Souveränität' bislang eher Wunsch bleibt.

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