Anne Brorhilker, die früher die Cum-Ex-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln leitete, kritisiert das anhaltend lasche Vorgehen der deutschen Justiz gegen komplexe Steuerstraftaten. Sie sieht weitreichende organisatorische Mängel, etwa ständigen Wechsel von Personal, fehlende Fachkompetenz und eine fehlende Prioritätensetzung der Verantwortlichen. Das führe dazu, dass millionenschwere Steuerhinterziehungen wie beim Cum-Ex-Skandal oft zu wenig verfolgt werden und internationale Finanzkriminelle Deutschland deshalb gezielt als Spielfeld nutzen. Nicht zuletzt kritisiert sie die mangelnde politische Unterstützung für eine tiefere, unabhängige Aufarbeitung der Fälle. Brorhilker spricht sich für eine zentrale nationale Institution aus, die auf internationalen Finanzkriminalität fokussiert – ein Schritt, den einige Fachleute und Stimmen aus der Zivilgesellschaft ebenfalls seit Jahren fordern. In aktuellen Berichten wird häufig auf weiteres Wachstum von Finanzkriminalität und Verdachtsmeldungen in Deutschland verwiesen, etwa im Immobilienbereich. Die Bundesregierung diskutiert aktuell eine Verschärfung der Geldwäschegesetze sowie die Einführung von mehr Transparenz- und Kontrollmechanismen. Nach Expertensicht sind technische Aufrüstung der Ermittlungsbehörden und bessere internationale Kooperation entscheidend für wirksame Prävention und Verfolgung.