„Eigentlich ist die Sachlage eindeutig“, sagt Hans-Peter Bartels. Er fordert, dass die Wehrpflicht wieder ernsthaft angepackt und möglichst zügig eingeführt wird – zumindest, wenn es nach seiner Haltung geht. Die von Teilen der Union und SPD favorisierten Mischmodelle mit Freiwilligkeit und Losverfahren sieht er ziemlich kritisch: „Ein Losverfahren ist Tüddelkram“, lässt er in Richtung der Süddeutschen Zeitung durchblicken. Verteidigungsminister Pistorius plant, alle 18-jährigen Männer verpflichtend zu mustern, aber erst wenn sich nicht genug Freiwillige finden, würde gelost – darauf setzt anscheinend auch SPD-Fraktionschef Miersch.
Bartels bremst die Euphorie: „Das Experimentieren mit Freiwilligkeit läuft schon seit 2011 – brauchen wir wirklich noch jahrelange Fließband-Tests mit immer neuen Wehrdienst-Konzepten?“ Schon früher seien nicht einmal die Hälfte eines Jahrgangs tatsächlich eingezogen worden; Richter hätten damals nicht am Gleichheitsgrundsatz gescheitert, sondern die Politik habe die Wehrpflicht abgewählt. Heute gehe es um rund 200.000 junge Männer, 70.000 Rekruten wären für die aktuellen NATO-Ziele nötig, der Rest würde aussortiert oder verweigern. „Gleichheits-Fragen stehen nicht an erster Stelle“, so sein Fazit.
Was laut Bartels zählt: ein klares Bekenntnis zur Wehrpflicht, statt weiter auf Zeit zu spielen. Für die SPD richtet er das Wort besonders eindringlich: „Die Übergangszeit kann ruhig mit freiwilligen Modellen überbrückt werden, aber die Truppe braucht Planbarkeit und Wachstum – und das rasch.“
Der Potsdamer Militärhistoriker Sönke Neitzel nimmt Minister Pistorius’ freiwilligen Wehrdienst unter die Lupe: Sechs Monate seien viel zu kurz, um junge Menschen tauglich für den echten Ernstfall zu machen – mindestens ein Jahr müsse es schon sein. Nach aktueller Planung würden Wehrdienstleistende nicht an die Front, sondern etwa heimische Infrastruktur wie Rheinbrücken schützen. Dennoch: Sollte ein Krieg ausbrechen – ein Schreckensszenario, aber keines, das Neitzel gänzlich ausschließen will –, wären Wehrpflichtige gefordert. Er meint: Ohne eine verlängerte und verpflichtende Dienstzeit bliebe das Feldheer letztlich viel zu dünn besetzt.
Bartels warnt eindringlich davor, sich mit halbherzigen oder unklaren Wehrdienstmodellen aufzuhalten. Für ihn ist die Rückkehr zur klassischen Wehrpflicht die einzig konsequente Antwort auf die Sicherheitslage – alles andere hält er für langwieriges Herumexperimentieren ohne echte Wirkung. Zudem plädiert Militärhistoriker Sönke Neitzel für mindestens ein Jahr Wehrdienst, um die notwendigen militärischen Fähigkeiten im Ernstfall gewährleisten zu können. Die Debatte hat in den vergangenen Tagen an Fahrt aufgenommen, da Verteidigungsminister Pistorius eine verpflichtende Musterung für alle jungen Männer prüft und sowohl gesellschaftlicher als auch politischer Widerstand spürbar ist. Der Spiegel berichtet, dass innerhalb der Ampel-Koalition weiterhin Uneinigkeit über Umfang und Ausgestaltung einer Wehrpflicht herrscht, während die Bundeswehr mit Personalproblemen kämpft und sich gleichzeitig auf steigende Anforderungen innerhalb der NATO vorbereiten muss (Quelle: [Spiegel.de](https://www.spiegel.de)). Die Süddeutsche Zeitung hebt hervor, dass auch FDP-Politiker und Teile der Bevölkerung das Thema Wehrpflicht differenziert weiterdiskutieren und Alternativen wie einen freiwilligen Gesellschaftsdienst ins Spiel bringen (Quelle: [Sueddeutsche.de](https://www.sueddeutsche.de)). Laut FAZ wird in Osteuropa genau beobachtet, wie Deutschland seine Sicherheitsarchitektur reformiert, da eine Rückkehr zur Wehrpflicht dort als Signal für mehr Verteidigungsbereitschaft innerhalb Europas gesehen wird (Quelle: [FAZ.net](https://www.faz.net)).