Man glaubt oft, es seien rote Zahlen, die Familienbetriebe zu Fall bringen – tatsächlich aber ist es häufig einfach das Fehlen einer passenden Führungspersönlichkeit. Gerade im Mittelstand, dieser legendären Herzkammer der deutschen Wirtschaft, prallt Tradition auf Transformation, und die größte Baustelle ist nicht das Produkt, sondern der Mensch an der Spitze. Generationenwechsel laufen selten reibungslos ab. Tief gewachsene Strukturen, menschliche Animositäten, unklare Verantwortungen – diese Mischung bremst aus. Viele Nachfolgerinnen und Nachfolger scheitern am schwer greifbaren Übergang zwischen emotionaler Bindung und nüchterner Professionalisierung.
Besonders auffällig: Vieles ist nie schriftlich fixiert, Prozesse ruhen in den Köpfen Einzelner. Wer wissen will, woran der Mittelstand laboriert, muss nur auf verwaiste Büros, überladene Excel-Listen und Berge von Papierakten schauen. Ausgerechnet im Zeitalter der Digitalisierung operieren noch immer zahlreiche Unternehmen auf Zuruf und Bauchgefühl. Was in goldenen Zeiten vielleicht funktioniert, blockiert im Ernstfall jede Weiterentwicklung – und vergrault Investoren wie Talente gleichermaßen.
Vor diesem Hintergrund drängen sich Interim-Manager und -CEOs als Rettungsanker auf. Sie springen kurzfristig ein, wo Führungsleere zu Chaos führen würde, überbrücken Unsicherheiten und geben neue Impulse. Ihre Rolle ist nicht einfach Notnagel – vielmehr sind sie Architekten eines Neuanfangs: Sie modernisieren Strukturen, bringen frischen Blick und trennen sich auch mal von überkommenen Spielregeln. Nicht selten funktioniert ein Unternehmen erst nach dieser „Fremdsteuerung“ effizienter – und ressourcenschonender. Klar, das braucht Mut von Eigentümern, loszulassen.
Ein Beispiel: Gert Löhmer, ein erfahrener Berater im Maschinenbau, erlebt regelmäßig, wie viel Aufbruchskraft so ein Wechsel freimacht. Sein Ansatz: Prozesse entschlacken, Kommunikation öffnen und die Firma fit für die Zukunft machen – und dabei nicht alles über Nacht umbauen. Gerade in der mittelständischen Praxis zahlt es sich aus, Altbewährtes zu würdigen, ohne im Stillstand zu verharren. Interim-CEOs sind also weniger Feuerwehrleute denn Katalysatoren für die nächste Stufe. Und die ist heute dringender denn je, will der Mittelstand nicht unter den Generationen wechseln.
Der deutsche Mittelstand steht vor einer massiven Herausforderung: In den kommenden Jahren stehen über eine halbe Million Unternehmen vor einem Führungswechsel, oft ohne einen passenden Nachfolger. Die größten Hindernisse sind dabei nicht immer wirtschaftlich, sondern häufig emotional oder strukturell bedingt – von mangelnder Dokumentation und Abhängigkeiten von Einzelpersonen bis hin zu fehlenden digitalen Prozessen. Moderne Interim-Manager füllen diese Lücke, schaffen schnell Klarheit, geben Orientierung und setzen notwendige Veränderungen um. Sie bringen kurzfristig Stabilität, ermöglichen nachhaltige Transformation und stärken das Vertrauen von Mitarbeitern, Investoren und Kunden. Laut aktuellen Berichten in großen deutschen Medien stehen die Nachfolgepläne weiterhin unter Druck: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass immer weniger Nachfolger aus dem eigenen Haus nachrücken wollen und externe Lösungen wie Interim-Management zunehmend gefragt sind. Die "FAZ" hebt hervor, dass durch mangelnde Digitalisierung viele Unternehmen gar nicht erst attraktiv für neue Köpfe sind. Und die "taz" schreibt, regionale Unterschiede verschärften die Krise, da etwa im Osten Deutschlands viele Betriebe praktisch unübergebbar seien. Verschiedene Stimmen sehen die Politik in der Pflicht, Übergabeprozesse stärker zu unterstützen.