Luis Bobga, der frischgewählte Vorsitzende der Grünen Jugend, scheut sich nicht, mit klaren Worten aufzutreten. Ihm reicht es nicht, im Vorfeld nur mit höflichen Phrasen abgespeist zu werden: 'Wir wollen ernstgenommen werden', betont er gegenüber T-Online. Mit 19.000 jungen Mitgliedern seien sie schließlich mehr als nur die ewige Jugendreserve. Seine Botschaft klingt fast trotzig, wenn er sagt: 'Wer Grünen-Politik gestalten möchte, sollte uns auf dem Schirm haben.'
Die vergangenen Jahre unter der Ampel-Regierung hätten von der grünen Partei ständige Kompromisse verlangt, die Begeisterung im eigenen Lager zunehmend abkühlen ließen, erklärt Bobga. Steril ausgedrückt, könnte man sagen: Jetzt gilt es, Farbe zu bekennen – ob beim Mietendeckel oder Wehrdienst. 'Da können wir zum ersten Mal seit Langem die Regierungsfesseln abwerfen', sagt er.
Seine Co-Vorsitzende, Henriette Held, stößt in dasselbe Horn. Ihrer Meinung nach ist das Vertrauensverhältnis zur Partei nicht ungetrübt – es gab zu viele Enttäuschungen. Sie verlangt: 'Wir erwarten, dass die Partei uns als Partner sieht, nicht als Störenfriede.' Gleichzeitig beobachtet sie vorsichtige Annäherungen, meint aber, da sei Luft nach oben. In der Oppositionszeit sieht sie die Partei bislang nicht als kraftvolle Stimme, sondern in einer Art Selbstfindungsphase. Ihrer Ansicht nach braucht es einen lauteren Auftritt gegen soziale Schieflagen; gerade die Verbindung von Klimaschutz und Gerechtigkeit ist für sie unverzichtbar: 'Die Klimakrise trifft nicht alle gleich.'
Mit Vorschlägen wie der Neuauflage des Neun-Euro-Tickets und einem Klima-Soli für Reiche will die Grüne Jugend provozieren und gestalten, nicht nur anstoßen. Der Führungswechsel Anfang Oktober hat frischen Wind gebracht; der Streit im Vorjahr, als der alte Vorstand geschlossen aufgab, hängt aber noch nach. Ein echter Neuanfang? Das wird sich zeigen.
Unmittelbar vor dem Bundesparteitag in Hannover fordert die neue Führung der Grünen Jugend, dass die Mutterpartei auf Distanz zu einer 'Kompromissmentalität' gehen und eine deutlichere Oppositionsrolle einnehmen solle. Nach einer Phase tiefer Zerwürfnisse innerhalb der Jugendorganisation, die in einem kompletten Vorstandsrücktritt gipfelten, plädieren Luis Bobga und Henriette Held für einen echten Neubeginn. Sie setzen sich für sozial geprägte Klimapolitik, etwa mit dem Neun-Euro-Ticket und einer Klimaabgabe für Wohlhabende, ein – wie sie es nennen: soziale Gerechtigkeit in der Klimakrise.
Zusätzliche Details aus der aktuellen Medienlandschaft: Auf dem Parteitag werden außer der Neuausrichtung der Grünen auch die Rolle in der Opposition und eine strategische Neuverortung im linken Spektrum debattiert. Zeitgleich zu den Forderungen der Grünen Jugend ist das Thema finanzielle Umverteilung (Klima-Soli) und die Frage der Parteientransparenz in der deutschen Politik stark präsent. Zudem sorgen weiterhin interne Streitigkeiten und verschiedene Lager in der Partei für Unruhe und Unsicherheit über deren künftige Oppositionsstrategie.