Grüne kritisieren Verzögerungen bei Wahl zum Bundesverfassungsgericht

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Britta Haßelmann, fordert Union und SPD zur Beschleunigung des Wahlverfahrens für die Richter am Bundesverfassungsgericht auf.

03.09.25 01:19 Uhr | 3 mal gelesen

Britta Haßelmann, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion, äußerte scharfe Kritik an der aktuellen Verzögerung bei der Wahl neuer Verfassungsrichter. Sie machte insbesondere Jens Spahn (CDU) und die Unionsfraktion verantwortlich, die sich in dieser Frage uneinig zeigten, aber auch die gesamte Koalition. Haßelmann betonte, es sei den gewählten Kandidaten sowie dem Gericht gegenüber geboten, den Prozess rasch zum Abschluss zu bringen. Die Grünen und die Linke beklagen außerdem, dass sie bisher nicht in Gespräche zur Findung einer Lösung involviert wurden. Nur mit den Stimmen der demokratischen Opposition kann aktuell eine Zweidrittelmehrheit erreicht werden, weshalb Haßelmann konstruktive Verhandlungen zwischen allen demokratischen Fraktionen fordert. Auch bei der SPD sieht sie Kommunikationsmängel, da Personalien ohne konkrete Namen publik gemacht wurden, was das bestehende Misstrauen zwischen den Parteien weiter verstärke. Clara Bünger von den Linken betonte zudem die Verantwortung der Union, an einer stabilen Mehrheit mitzuwirken, anstatt sich auf parteipolitische Auseinandersetzungen zu konzentrieren. Die Wahl der 16 Verfassungsrichter erfolgt zur Hälfte durch Bundestag und Bundesrat; für eine erfolgreiche Wahl ist jeweils eine Zweidrittelmehrheit erforderlich, die in der aktuellen Legislaturperiode nur mit Unterstützung der Linken oder AfD erreicht werden kann.

Die anhaltende Blockade bei der Wahl neuer Richter am Bundesverfassungsgericht sorgt für politische Spannungen. Die Grünen und Linken drängen auf einen zügigen, parteiübergreifenden Konsens, da die übliche parteipolitische Mehrheit im Bundestag nicht mehr ausreicht. Neuere Analysen weisen darauf hin, dass insbesondere die Debatte um die Zusammenarbeit mit der Linken oder der AfD zeigt, wie herausfordernd die Suche nach demokratischen Mehrheiten mittlerweile geworden ist. Darüber hinaus betonen politische Beobachter, dass die Verzögerung die Handlungsfähigkeit des Bundesverfassungsgerichts einschränken und das Vertrauen in die institutionelle Stabilität beeinträchtigen könnte. In der Öffentlichkeit wird zudem diskutiert, wie parteitaktische Überlegungen zunehmend das inhaltliche Auswahlverfahren für die Besetzung zentraler Ämter beeinflussen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung beleuchtet in einem aktuellen Artikel ausführlich den festgefahrenen Zustand bei der Wahl der Verfassungsrichter und berichtet, dass informelle Absprachen zwischen den Koalitionspartnern nicht mehr greifen. Der Beitrag unterstreicht, wie schwierig es derzeit ist, aus dem bestehenden parteipolitischen Patt herauszukommen, und wie sehr die Blockade das Vertrauen in parlamentarische Prozesse belastet. Insgesamt macht der Artikel deutlich, dass eine schnelle Lösung nicht in Sicht ist und die Lage das Ansehen des Gerichts beschädigen könnte. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Der Spiegel analysiert, dass vor allem parteipolitische Motive hinter dem fortwährenden Stillstand bei der Verfassungsrichterwahl stehen. Es wird geschildert, dass sowohl Koalition als auch Opposition eine Öffnung für überparteiliche Dialoge meiden, was zu einem Machtvakuum in der deutschen Rechtsprechung führen könnte. Laut Experten erschweren insbesondere das Misstrauen zwischen den politischen Lagern und die Angst vor Kontrollverlust eine Einigung auf neue Richter. (Quelle: Spiegel)

Die FAZ schildert detailliert die vergangenen Versuche, eine Mehrheit für die Richterwahl zu erreichen, und hebt hervor, dass das Bundesverfassungsgericht auf eine handlungsfähige Besetzung angewiesen ist. Der Artikel macht deutlich, dass seit Wochen bereits Funktionen im höchsten deutschen Gericht vakant bleiben, was die Rechtssicherheit beeinträchtigt. Er hebt zudem hervor, wie die Notwendigkeit, demokratische Stimmen aus unterschiedlichen Lagern einzubinden, die parteipolitischen Risse im Bundestag nochmals verschärft. (Quelle: FAZ)

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