Stahlindustrie in der Klemme: Hunderttausende Jobs in Deutschland bedroht

Etwa 605.000 Arbeitsplätze in Deutschland sind direkt oder indirekt mit der angeschlagenen Stahlbranche verknüpft – von Zulieferern bis hin zu Abnehmern trifft die Krise zahlreiche Branchen.

05.11.25 11:32 Uhr | 78 mal gelesen

So richtig deutlich wird das Ausmaß erst, wenn man auf die aktuellen Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) blickt, die am Mittwoch frisch präsentiert wurden. Über 600.000 Jobs hängen irgendwie – manchmal überraschend verwoben – an der Stahlindustrie. Ich selbst erinnere mich an einen Bekannten aus Duisburg, dessen Firma als kleiner Schraubenhersteller komplett auf stahlverarbeitende Betriebe angewiesen ist. Und dass es der Branche gerade nicht blendend geht, liegt auf der Hand: Der Ukraine-Krieg hat nicht nur das Rohstoff- und Energiemarktkarussell durcheinandergewirbelt, sondern so ziemlich alles auf den Kopf gestellt. 2019 lagen die Stahlproduktionskosten in Deutschland noch bei ungefähr 440 Euro pro Tonne – ähnlich wie in den USA. Nur vier Jahre später, 2023, musste man schon 550 Euro hinlegen. Und halt, das war, nachdem die allergrößten Preissprünge schon wieder abgeflaut waren – von Entwarnung also keine Spur. Noch dramatischer werden die Aussichten, wenn die Hersteller sich auf grünen Stahl mittels Wasserstoff umstellen: Nach aktuellen Schätzungen könnte das die Produktionskosten um satte 50 Prozent anheben – auf rund 810 Euro pro Tonne. Ein schönes Ziel, klimafreundlicher zu werden. Aber wer soll sich das auf Dauer leisten? Gleichzeitig setzt China mit massiven Subventionen auf die eigene Branche, während die USA weiterhin mit Zöllen auf Importe aus aller Welt reagieren. Das Fazit vom IW: Es braucht dringend dauerhaft niedrigere Energiepreise, die weit über die vorhandenen Industriestrompreis-Entlastungen hinausgehen. Sonst reicht der finanzielle Effekt gerade mal für eine „Verschnaufpause.“ Und „grünen Stahl“ gibt es eben nicht zum Nulltarif. Die Industrie braucht gezielte Unterstützung – sei es durch Klimaschutzverträge oder durch einen forcierten Ausbau von Infrastruktur für Wasserstoff sowie ein belastbares Stromnetz. Ansonsten bröckeln nicht nur Arbeitsplätze weg, sondern auch das große Ziel, klimaneutral zu werden.

Die Lage der deutschen Stahlindustrie bleibt angespannt: Über 600.000 Arbeitsplätze stehen laut IW auf dem Spiel, denn die Branche leidet besonders unter hohen Energiepreisen, geopolitischen Unsicherheiten und notwendigem, aber teurem Strukturwandel hin zu klimafreundlicher Produktion. Während die Produktionskosten bundesweit massiv gestiegen sind, erhöhen Subventionen in China und Importzölle der USA zusätzlich den Druck auf deutsche Exporteure, die ohnehin im internationalen Wettbewerb zu kämpfen haben. Industrie-Verbände und Institute fordern daher entschlossene politische Maßnahmen: Senkung der Energiepreise, gezielte Subventionen für den Umstieg auf grünen Stahl, den zügigen Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur und ein modernes Stromnetz – ohne diese Schritte drohen nicht nur Arbeitsplatzverluste, sondern auch ein Rückschritt auf dem Weg zu den deutschen Klimazielen. Recherchiert habe ich, dass seit Jahresbeginn in zahlreichen Branchenartikeln immer wieder geäußert wird, dass too-high energy costs und ungleiche Subventionsbedingungen Deutschland als Industriestandort in Wanken bringen. Zuletzt wurde in mehreren Medien auf die Dringlichkeit klimapolitischer und arbeitsmarktbezogener Maßnahmen für die europäischen Stahlproduzenten hingewiesen.

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