Handelsstreit: Divergierende Interessen zwischen Auto- und Stahlindustrie

Die Stahl- und Automobilbranche stehen sich bei der Debatte um künftige Schutzmaßnahmen für den Stahleigenbedarf unversöhnlich gegenüber – beide schreiben Kanzler Merz deutliche Briefe.

heute 06:57 Uhr | 120 mal gelesen

Die gegensätzlichen Positionen der Industrieverbände spiegeln sich in Schreiben an Bundeskanzler Merz wider, wie das Magazin 'Politico' berichtet. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl fordert deutlich niedrigere Importquoten und erhebliche Schutzzölle von bis zu 50 Prozent. Dagegen spricht sich der Verband der Automobilindustrie (VDA), vertreten durch Präsidentin Hildegard Müller, gegen eine Verlängerung von Schutzmaßnahmen aus und warnt vor steigenden Stahlpreisen. Der Kontext: Die sogenannten Steel Safeguards der EU, also Importquoten und Schutzzölle auf Stahl, laufen im kommenden Jahr aus. Die Stahlbranche sieht ihre Wettbewerbsfähigkeit durch günstige Stahlimporte aus Asien gefährdet, während der VDA Protektionismus und damit höhere Kosten für die Autoindustrie fürchtet. Auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) äußert Kritik an neuen Handelsbarrieren und sorgt sich um die internationale Konkurrenzfähigkeit seiner Mitglieder.

Die Diskussion um die künftige Handelspolitik für Stahlimporte spaltet wesentliche deutsche Branchen. Stahlproduzenten drängen auf stärkeren Schutz gegenüber Importen, um das Überleben im globalen Wettbewerb, insbesondere gegenüber asiatischen Herstellern, zu sichern. Die Autoindustrie und der Maschinenbau hingegen warnen entschieden vor einer weiteren Verteuerung und einer Gefährdung der eigenen internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch protektionistische Maßnahmen. Zusätzliche Details nach aktueller Recherche: Die Debatte wird auch vor dem Hintergrund verschärfter Klimaschutzauflagen geführt, da der CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) der EU die Kosten für importierten Stahl erhöht und so sowohl den Handel als auch die Transformation der Industrie beeinflusst. Zudem zeigen jüngste Artikel, dass sowohl die EU-Kommission als auch die Bundesregierung unter Druck stehen, einen Mittelweg zwischen Wettbewerbsschutz und Vermeidung von Preissteigerungen auf den Inlandsmärkten zu finden. Während die Stahlindustrie vor Arbeitsplatzverlusten warnt, sieht die Automobilindustrie Innovations- und Investitionshemmnisse wegen teurer Vorprodukte. Auch auf dem jüngsten EU-Gipfel wurde über die Verlängerung bzw. Anpassung der Safeguards diskutiert, wobei sich insbesondere Frankreich und Deutschland für unterschiedliche Ansätze einsetzen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über neue Vorschläge der EU-Kommission zu Stahlimportregelungen: Ziel sei es, faire Bedingungen für europäische Hersteller zu sichern, ohne jedoch die Versorgung der Automobil- und Maschinenbauindustrie zu gefährden, während gleichzeitig Umweltschutzanforderungen eingehalten werden müssen. Ein Kompromiss sei noch nicht in Sicht, da Interessen der Mitgliedsländer und Branchen weit auseinandergehen. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Die FAZ geht auf die Debatte um Stahlquoten ein und hebt die Sorge der Industrieverbände hervor, wonach sich die globalen Marktpreise durch Schutzzölle erheblich verschieben könnten; sie erläutert zudem, dass asiatische Exporteure wie China bereits Gegenmaßnahmen androhen. Besonders betont wird der Druck auf Berlin, sich zwischen industrieller Wertschöpfung und Verbraucherpreisen zu entscheiden. Quelle: FAZ

Zeit Online analysiert, wie die unterschiedlichen Interessen der Branchen und Mitgliedstaaten der EU sich in komplizierten Verhandlungen niederschlagen. Die Diskussion über die richtigen handelspolitischen Instrumente spaltet den europäischen Binnenmarkt und sorgt für intensive Lobbyaktivitäten auf allen Seiten. Belastbare Beschlüsse werden laut Brancheninsidern jedoch erst in einigen Monaten erwartet. Quelle: Zeit Online

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