Knackpunkt Medikamente: Kontroverse um Streecks Vorstoß bei Hochbetagten

CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck sorgt mit Überlegungen zur Medikamentenvergabe an sehr alte Menschen für kontroverse Reaktionen – Lob und harte Kritik zeigen, wie explosiv das Thema ist.

13.11.25 16:26 Uhr | 27 mal gelesen

Vielleicht ist es ein Tabu, das kaum einer anspricht, aber Streeck ist jetzt eben vorgeprescht: Sollen Menschen jenseits der 85, 90 oder 95 wirklich noch die teuersten Medikamente bekommen? Sören Pellmann, Linken-Fraktionschef, sieht darin jedenfalls einen Angriff auf den sozialen Kitt. Wer diskutiert, ob ein Leben ab einem bestimmten Alter weniger wert ist, stellt eine unausgesprochene Hierarchie auf, die viele empört. Pellmann verweist auf die ohnehin drastisch niedrigere Lebenserwartung ärmerer Menschen – und fragt spitz, ob denen jetzt erst recht noch Therapien vorenthalten werden sollten. Die explodierenden Arzneipreise sind für ihn das eigentliche Problem, nicht die Behandlungsbereitschaft bei Hochbetagten. Streeck hatte zuvor im Fernsehen mehr Leitlinien in der medizinischen Selbstverwaltung gefordert: Es solle klarer werden, wann Medikamente bei sehr alten Menschen vielleicht einfach keinen Sinn mehr machen. Ungewöhnlich: Die Bundesärztekammer befürwortet, dass diese Debatte überhaupt geführt wird. Deren Präsident Reinhardt pocht aber auf eines: Therapieentscheidungen müssen sich am Willen und der Lebensqualität des Einzelnen orientieren, nicht am Geburtstag im Ausweis oder den Kosten. Was Reinhardt zusätzlich ärgert, ist das (Über-)Regulierte im System, das Ärzte manchmal daran hindert, gemeinsam mit Patienten sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Zu viel Behandlung könne am Ende allen schaden.

Die Debatte um den Vorschlag von Hendrik Streeck, Hochbetagten besonders teure Medikamente unter Umständen vorzuenthalten, löst heftige Reaktionen aus. Die Fronten ziehen sich zwischen der Sorge vor einer Ökonomisierung von Lebenswert und einem Appell, Therapieentscheidungen stärker an Prognose und Lebensqualität auszurichten. Ärzte und Politiker streiten, ob und wie ein Ende der 'Übertherapie' gestaltet werden könnte – und was das für arme, alte Menschen bedeutet. Nach neuen Recherchen wird klar, dass der Vorstoß mitten in eine allgemeine Diskussion über explodierende Kosten, Pflegemangel und demografischen Wandel trifft. In aktuellen Berichten etwa auf Spiegel.de und der Zeit wird der Spagat zwischen Individualmedizin und Budgetdruck ausführlich beleuchtet. Gerade vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft spitzt sich die Frage zu, wie solidarisch das deutsche Gesundheitssystem in den nächsten Jahrzehnten bleiben kann.

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