Die geplante Reform des deutschen Arbeitszeitgesetzes, insbesondere hinsichtlich des Acht-Stunden-Tags, stößt auf deutlichen Widerstand der IG Metall. Die Gewerkschaft betont, dass längere Arbeitstage nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten gefährden könnten, sondern auch zahlreiche neue Verpflichtungen für Betriebe mit sich bringen würden – von technischen Anpassungen bis hin zu zeitaufwendigen Gefährdungsbeurteilungen. Laut aktuellen Berichten äußern sich auch die Betriebsratsvorsitzenden der führenden deutschen Unternehmen besorgt und warnen sogar vor gesellschaftlicher Polarisierung durch die Debatte. Zahlreiche Stimmen aus Arbeitnehmer- und Gesundheitsschutzorganisationen mahnen, dass die Arbeitszeit nicht isoliert betrachtet werden dürfe: Gerade flexible Modelle könnten zulasten der Beschäftigten gehen, wenn Rahmenbedingungen und Mitbestimmung nicht verstärkt werden. Auch juristische Sachverständige greifen das Thema inzwischen auf – sie weisen auf die Notwendigkeit hin, europäische Vorgaben wie die EU-Arbeitszeitrichtlinie weiterhin einzuhalten und betonen, dass eine Lockerung der bisherigen Grenzen einer grundlegenden gesellschaftlichen Debatte bedarf.
Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema
Laut einem langen Beitrag in der Zeit wird die Arbeitszeitdebatte aktuell von gesellschaftlichen Ängsten und Vorstellungen über die Zukunft der Arbeit befeuert: Viele Menschen fühlen sich ohnehin schon an der Belastungsgrenze, während Unternehmen auf mehr Flexibilität pochen, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Die Gewerkschaften warnen jedoch ausdrücklich vor einem Rückbau des Arbeitnehmerschutzes, wenn nicht gleichzeitig neue Regeln für Belastungsausgleich geschaffen werden, und fürchten eine weitere Spaltung im Land. Unterschiedliche Branchen und Altersgruppen haben zum Teil drastisch abweichende Bedürfnisse – eine universelle Lösung scheint nicht in Sicht zu sein (Quelle: DIE ZEIT).
Die Süddeutsche Zeitung beleuchtet die politische Dimension: Nach Ansicht der Autoren beruht der aktuelle Druck zur Reform auf einem Mix aus wirtschaftlicher Unsicherheit, Digitalisierung und gesellschaftlichen Umbrüchen. Arbeitnehmerorganisationen fordern mehr Mitbestimmung bei der Ausgestaltung zukünftiger Arbeitsmodelle; eine reine Lockerung zugunsten von Unternehmen wird als brandgefährlich eingestuft. Die laufende Gesetzesinitiative bringt den klassischen Sozialpartner-Dialog heftig in Bewegung (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
Auf Spiegel Online wird berichtet, dass erste Testmodelle mit flexiblen Arbeitszeiten tatsächlich zu einer Zunahme stressbedingter Erkrankungen geführt haben; Arbeitgeber sehen jedoch Effizienzgewinne, die dabei helfen könnten, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Der Streit dreht sich auch darum, ob digitale Arbeitszeiterfassung ausreichend Schutz bietet oder am Ende doch wieder Lücken lässt, die auf Kosten der Beschäftigten gehen. Experten warnen vor zu schnellen gesetzlichen Änderungen ohne gründliche Pilotphasen und Evaluationen (Quelle: Der Spiegel).