IG Metall befürchtet negative Konsequenzen durch geplante Änderungen der Arbeitszeitgesetze

Die IG Metall äußert starke Bedenken gegenüber den politischen Plänen zur Flexibilisierung der Wochenarbeitszeit – und ruft zur Vorsicht auf.

15.10.25 10:29 Uhr | 37 mal gelesen

Wissen Sie, es klingt erst einmal verlockend: Die Tagesarbeitszeit freier gestalten, angeblich bessere Vereinbarkeit – aber ist das wirklich so einfach? Hans-Jürgen Urban von der IG Metall formulierte es gegenüber dem "Handelsblatt" ziemlich treffend: Der Acht-Stunden-Tag ist viel mehr als bloß eine historische Marke, an der niemand mehr rührt – er ist das Fundament für Gesundheits- und Arbeitsschutz. Wer jetzt meint, daran herumzusägen, bringt ein mühsam errichtetes System aus dem Gleichgewicht. Und: Längere Arbeitstage wären nicht gratis zu haben. Für Arbeitgeber bedeutet das einen kräftigen Mehraufwand. Neue technische und organisatorische Schutzmaßnahmen wären fällig; selbst Details wie bessere Lüftungen oder spezielle Absauganlagen für Schweißer stehen dann zur Debatte. Konkrete Auswirkungen? Jede längere Schicht, jeder neue Rhythmus müsste arbeitsmedizinisch neu geprüft werden. Gerade große Industriebetriebe stünden vor der Herausforderung, für unterschiedliche Abteilungen faire und sichere Lösungen zu finden – ein organisatorischer Kraftakt, der nicht zu unterschätzen ist. Interessant ist auch, dass die Arbeitnehmervertretungen im Dax-40-Kreis nicht stillhalten: Die Betriebsratsvorsitzenden haben Bundeskanzler Friedrich Merz offen angeschrieben, damit das jetzige Arbeitszeitgesetz bestehen bleibt. Wer die Debatte jetzt noch weiter anheizt, riskiert mehr Unsicherheit und öffnet so radikalen Kräften Tür und Tor – so der Tenor. Übrigens: Mich erinnert diese Diskussion ein bisschen an alte Debatten um die Abschaffung der Sonntagsruhe – auch da klang alles nach mehr Freiheit, aber am Ende musste man feststellen: Ohne klaren Schutz verwischt die Grenze zwischen Fortschritt und Überforderung schnell.

Die geplante Reform des deutschen Arbeitszeitgesetzes, insbesondere hinsichtlich des Acht-Stunden-Tags, stößt auf deutlichen Widerstand der IG Metall. Die Gewerkschaft betont, dass längere Arbeitstage nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten gefährden könnten, sondern auch zahlreiche neue Verpflichtungen für Betriebe mit sich bringen würden – von technischen Anpassungen bis hin zu zeitaufwendigen Gefährdungsbeurteilungen. Laut aktuellen Berichten äußern sich auch die Betriebsratsvorsitzenden der führenden deutschen Unternehmen besorgt und warnen sogar vor gesellschaftlicher Polarisierung durch die Debatte. Zahlreiche Stimmen aus Arbeitnehmer- und Gesundheitsschutzorganisationen mahnen, dass die Arbeitszeit nicht isoliert betrachtet werden dürfe: Gerade flexible Modelle könnten zulasten der Beschäftigten gehen, wenn Rahmenbedingungen und Mitbestimmung nicht verstärkt werden. Auch juristische Sachverständige greifen das Thema inzwischen auf – sie weisen auf die Notwendigkeit hin, europäische Vorgaben wie die EU-Arbeitszeitrichtlinie weiterhin einzuhalten und betonen, dass eine Lockerung der bisherigen Grenzen einer grundlegenden gesellschaftlichen Debatte bedarf.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Laut einem langen Beitrag in der Zeit wird die Arbeitszeitdebatte aktuell von gesellschaftlichen Ängsten und Vorstellungen über die Zukunft der Arbeit befeuert: Viele Menschen fühlen sich ohnehin schon an der Belastungsgrenze, während Unternehmen auf mehr Flexibilität pochen, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Die Gewerkschaften warnen jedoch ausdrücklich vor einem Rückbau des Arbeitnehmerschutzes, wenn nicht gleichzeitig neue Regeln für Belastungsausgleich geschaffen werden, und fürchten eine weitere Spaltung im Land. Unterschiedliche Branchen und Altersgruppen haben zum Teil drastisch abweichende Bedürfnisse – eine universelle Lösung scheint nicht in Sicht zu sein (Quelle: DIE ZEIT).

Die Süddeutsche Zeitung beleuchtet die politische Dimension: Nach Ansicht der Autoren beruht der aktuelle Druck zur Reform auf einem Mix aus wirtschaftlicher Unsicherheit, Digitalisierung und gesellschaftlichen Umbrüchen. Arbeitnehmerorganisationen fordern mehr Mitbestimmung bei der Ausgestaltung zukünftiger Arbeitsmodelle; eine reine Lockerung zugunsten von Unternehmen wird als brandgefährlich eingestuft. Die laufende Gesetzesinitiative bringt den klassischen Sozialpartner-Dialog heftig in Bewegung (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Auf Spiegel Online wird berichtet, dass erste Testmodelle mit flexiblen Arbeitszeiten tatsächlich zu einer Zunahme stressbedingter Erkrankungen geführt haben; Arbeitgeber sehen jedoch Effizienzgewinne, die dabei helfen könnten, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Der Streit dreht sich auch darum, ob digitale Arbeitszeiterfassung ausreichend Schutz bietet oder am Ende doch wieder Lücken lässt, die auf Kosten der Beschäftigten gehen. Experten warnen vor zu schnellen gesetzlichen Änderungen ohne gründliche Pilotphasen und Evaluationen (Quelle: Der Spiegel).

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