IWH-Studie: Lohnangleichung zwischen Ost- und Westdeutschland setzt sich fort

In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind die Löhne in Ostdeutschland deutlich stärker gewachsen als in Westdeutschland, wie eine Auswertung des IWH zeigt.

01.09.25 13:27 Uhr | 92 mal gelesen

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) kam in einer aktuellen Studie zu dem Ergebnis, dass die Löhne im Osten Deutschlands seit 2007 um etwa 79 Prozent gestiegen sind, während sie im Westen um 61 Prozent zulegten. Damit widerspricht das Institut jüngsten Behauptungen, die auf einem Einmaleffekt basierten, und betont den langfristigen Anpassungstrend. Auch die verfügbaren Einkommen der Haushalte nähern sich weiter an: Während Anfang der 1990er Jahre das Einkommensniveau im Osten bei 60 Prozent des Westwerts lag, beträgt es inzwischen fast 90 Prozent. Die leichte Schwächung des Aufholprozesses in den vergangenen drei Jahren hängt vor allem mit einem Pandemiejahr-Effekt zusammen: In Westdeutschland sanken die Einkommen kurzzeitig, während sie im Osten weiter anstiegen. Nach der postpandemischen Erholung im Westen veränderte sich die Lücke rechnerisch, doch der langfristige Aufholprozess im Osten bleibt ungebrochen. Hauptgründe für die noch bestehenden Unterschiede sind laut IWH die niedrigere durchschnittliche Produktivität ostdeutscher Unternehmen sowie ein fortbestehender Vermögensvorsprung westlicher Haushalte. Der Sozialstaat hat entscheidend zur Angleichung beigetragen, so dass die Einkommenslücke heute deutlich kleiner ausfällt als die Lohnlücke. Ökonom Steffen Müller stellt klar: Der Vorsprung des Westens schrumpft weiterhin erheblich und der Trend zur Angleichung hält an, auch wenn kurzfristige Effekte zeitweise ein anderes Bild ergeben können.

Laut der neuen IWH-Analyse haben sich die Löhne und verfügbaren Einkommen in Ostdeutschland dem Westniveau in den letzten 20 Jahren deutlich angenähert; der Abstand liegt mittlerweile bei nur noch rund 10 Prozent. Kurzfristige Verschiebungen, etwa durch Sondereffekte während der Corona-Pandemie, verzerren das Bild, ändern aber nicht den langfristigen Trend. Die Hauptursachen für das verbleibende Lohn- und Einkommensgefälle sind struktureller Natur (niedrigere Produktivität, weniger Konzernzentralen, Vermögensrückstand). Neuere Berichte von DW, FAZ und Zeit Online zeigen, dass die Debatte um Ost-West-Angleichung aktuell bleibt: DW etwa hebt hervor, dass Gehaltslücken weiterhin politische Sprengkraft haben, während die FAZ auf das Potenzial zusätzlicher Investitionen in ostdeutsche Regionen durch die Energiewende hinweist. Die Zeit Online betont, dass eine weitere Angleichung nur durch gezielte wirtschaftliche Förderung und Innovation gelingen kann.

Schlagwort aus diesem Artikel