Kaum Rückführungen aus deutschen Dublin-Zentren in andere EU-Staaten

Ein halbes Jahr nach der Eröffnung der Dublin-Zentren in Eisenhüttenstadt und Hamburg sind nur wenige Asylsuchende tatsächlich in das jeweils zuständige EU-Land zurückgebracht worden.

29.08.25 18:53 Uhr | 3 mal gelesen

Im Zeitraum von März bis Ende August dieses Jahres konnten von den 72 Bewohnern des Dublin-Zentrums Eisenhüttenstadt lediglich fünf Personen nach Polen überstellt werden, wie das Brandenburger Innenministerium mitteilt. Das bedeutet, nur ein kleiner Bruchteil der dort untergebrachten Migranten wurde erfolgreich rückgeführt. Die Hamburger Behörde berichtet im gleichen Zeitraum von insgesamt 75 alleinreisenden Männern, die im örtlichen Dublin-Zentrum aufgenommen wurden, von denen 38 tatsächlich in andere EU-Länder zurückgebracht werden konnten. Die geringen Zahlen werden unter anderem durch gestiegene Grenzkontrollen sowie gerichtliche Einschränkungen bei Leistungskürzungen und die begrenzte Möglichkeit, Untertaucher am Verlassen des Zentrums zu hindern, beeinflusst. Laut Hamburger Angaben erfolgte in mehr als der Hälfte der Fälle die Rückführung aus einer sogenannten Überstellungshaft heraus, da Fluchtgefahr bestand. Zudem wurden 14 Personen aufgrund längerer Abwesenheit aus der Hamburger Einrichtung abgemeldet. Während die AfD die geltende Sechs-Monats-Frist im Dublin-Verfahren als Schwachstelle kritisiert und eine grundlegende Reform fordert, plädiert die Linke für ein neues, europäisches Verteilsystem und kritisiert das Festhalten am Dublin-Verfahren als politisches und menschliches Versagen. Die Regierungsfraktionen äußerten sich bislang nicht zu den Entwicklungen.

Die seit März aktiven Dublin-Zentren in Brandenburg und Hamburg führen nur zu wenigen Rücküberstellungen in andere EU-Länder, wie aktuelle Zahlen zeigen. Besonders das Zentrum in Brandenburg konnte nur fünf Migrant:innen nach Polen rückführen, während Hamburg bei 38 Rückführungen einen höheren Anteil meldet, wobei dies meist nach Überstellungshaft geschah. Ursachen für die niedrigen Zahlen liegen in verschärften Grenzkontrollen, juristischen Hürden und dem Phänomen, dass viele ausreisepflichtige Personen sich der Überstellung durch Untertauchen entziehen. Laut einer aktuellen Recherche nimmt die Debatte um das Dublin-System europaweit zu, auch im Rahmen des geplanten Gemeinsamen Europäischen Asylsystems, das die Verantwortung für Asylanträge gerechter verteilen soll (Quelle: [spiegel.de](https://www.spiegel.de)). Zudem berichten mehrere Medien, dass die Praxis der sogenannten Überstellungshaft in der Kritik steht, da Menschenrechtsgruppen sie als unverhältnismäßig einstufen (Quelle: [zeit.de](https://www.zeit.de)). Eurostat-Daten belegen eine europaweite Zunahme von Ausweichbewegungen zwischen Dublin-Mitgliedsländern, was zu immer längeren Verfahrensdauern und Unsicherheiten für die Betroffenen führt (Quelle: [dw.com](https://www.dw.com)).

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