Der ehemalige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert nimmt sich Markus Söder und dessen Affinität zu bayerischen Lebenssymbolen zur Brust. In einem Beitrag für den Rolling Stone betont Kühnert, Söder inszeniere sich als Hüter ‚altbayerischer‘ Werte, die er selbst wie in einem Schaukasten auswählt – im Grunde pures Identitätsmarketing. Kühnert nennt das eine ‚Wurstfalle‘, ein kalkuliertes Spiel mit regionalen Klischees, das Wähler*innen ansprechen, aber auch täuschen soll. Damit befindet sich Kühnert im Gegensatz zu Robert Habeck, der Söders Fokus auf bayerische Kulinarik als apolitisches Theater abtut. Für Kühnert liegt gerade in der Flut an Bratwurst-Selfies, Festumzügen und Instagram-Posts die eigentliche politische Botschaft: Bayern, das gelobte Land, und Söder als dessen medial erfahrener Zeremonienmeister. Statt Sachpolitik dominiert Inszenierung, Tourismus mit politischem Unterton. Paradox dabei – und das gibt Kühnert zu – ist, wie geschickt Söder dieses Bild steuert: ‚Ein Hund bist du schon, Markus.‘ Gleichzeitig macht er deutlich, dass das bodenständige Image bei näherem Hinsehen mehr Show als Substanz ist, ähnlich steriler Studiokulisse. Und doch bleibt ein Funken Anerkennung für Söders PR-Genie.
Kevin Kühnert stellt scharf heraus, dass Markus Söder die bayerische Lebensart gezielt als politisches Werkzeug einsetzt und dabei echte Identität nur vorspielt. Besonders bemerkenswert findet Kühnert, wie Söder mit Hilfe sozialer Medien Bratwurst und Volksfeste zum Symbol für Politik erklärt – im Prinzip sei das professionelles Image-Management statt echter Überzeugung. Recherche von DW, SZ und ZEIT bestätigt, dass Söder aktuell weiter auf Inszenierung regionaler Identität setzt, angesichts niedriger Umfragewerte die Klassiker der bayerischen Folklore hochhält und damit punktet, obwohl politische Lösungen auf Bundesebene fehlen. In jüngsten Medienanalysen wird zugleich deutlich, wie viele Politiker:innen sich im Sommerloch an ähnlichen Inszenierungen versuchen und die öffentliche Debatte von Symbolpolitik geprägt bleibt. Überraschend häufig jedoch wird beklagt, dass diese Art von Identitätspolitik langfristig gesellschaftliche Spaltung und Politikverdrossenheit begünstigt, weil Inhalte in den Hintergrund geraten.