Klingbeil drängt auf stärkere Kontrolle der Ministerien beim Infrastruktur-Sondervermögen

Lars Klingbeil (SPD), Bundesfinanzminister, setzt bei der Vergabe der Milliarden für Infrastruktur auf striktere Überwachung - und will damit Streit um Wunschprojekte in den Ressorts vermeiden.

heute 11:46 Uhr | 40 mal gelesen

Klingbeil hat sich per Brief an seine Ministerkollegen gewandt und fordert strengere Kontrollen, wie die 500 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für Infrastruktur (SVIK) verwendet werden. Das Handelsblatt bekam Einblick in das Schreiben, in dem Klingbeil betont, dass ein umfassendes Monitoring der Investitionen entscheidend sei, um den Erfolg zu sichern. Die Kabinettskollegen werden angehalten, nicht wahllos Lieblingsprojekte zu finanzieren – das Geld sei trotz der gewaltigen Summe begrenzt, weshalb eine gezielte und effektive Verwendung nötig sei. Klingbeil betont die Bedeutung von Wirtschaftlichkeitsprüfungen bereits im Planungsstadium und fordert detaillierte Informationen zu geplanten Projekten. Auch nach der Mittelvergabe soll es laut Klingbeil Nachkontrollen geben, damit die schuldenfinanzierten Beträge tatsächlich ihren Zweck erfüllen. Im Finanzministerium entsteht dafür eine spezielle Taskforce, besetzt mit Beamten aus verschiedenen Abteilungen, um die Umsetzung zu überwachen. Persönlich frage ich mich aber schon, wie viel Kontrolle am Ende tatsächlich möglich ist – oder ob am Ende doch wieder gut vernetzte Projekte durchrutschen.

Klingbeil setzt sich für eine lückenlose Überwachung der Ressorts bei der Vergabe und Verwendung des 500-Milliarden-Infrastruktur-Sondervermögens ein. Im Mittelpunkt stehen sorgfältige Planungs- und Erfolgskontrollen, um Zweckentfremdung und Verschwendung von Steuergeldern zu verhindern. Inzwischen reagieren weitere Politiker und Ökonomen auf Klingbeils Vorstoß: Während SPD-nahe Kreise die Kontrolle begrüßen, sehen Teile der Opposition die Gefahr politischer Blockaden und warnen, engmaschige Kontrollen könnten Innovationspotenzial ausbremsen. In der öffentlichen Diskussion wird zudem thematisiert, dass bisherige Sondervermögen – etwa das Sondervermögen für die Bundeswehr – häufig Kritik an mangelnder Transparenz erhalten haben, was die Debatte weiter anheizt. Fachleute aus dem Bereich öffentliche Finanzen betonen außerdem, dass die angekündigten Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen in deutschen Behörden oft in der Praxis zu „Papierübungen“ verkommen, wenn die politisch gewünschte Maßnahme bereits feststeht. Unklar bleibt momentan noch, wie genau die Datenzulieferung durch die Ministerien aussehen und wie unabhängig die angekündigte Taskforce tatsächlich arbeiten wird.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung berichtet tiefergehend über die Debatte um das Sondervermögen und hebt hervor, dass finanzielle Spielräume in vielen Ressorts eng sind und die Bundesregierung unter massivem Druck steht, Transparenz und Kontrolle bei Großprojekten sicherzustellen. Dabei werden auch Stimmen aus der Opposition zitiert, die davor warnen, dass die geplante Taskforce zu bürokratischen Verzögerungen führen könnte. Zudem wird der Vergleich zum Sondervermögen der Bundeswehr gezogen und die mangelnde Nachvollziehbarkeit früherer Mittelverwendungen kritisiert (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Die Zeit beschäftigt sich aktuell mit den Auswirkungen strenger Investitionskontrollen auf die Innovationskraft der Ministerien, wobei Experten zu Wort kommen, die eine Balance zwischen flexiblem Handeln und Rechenschaftspflicht fordern. Der Artikel verweist darauf, dass insbesondere langfristige Infrastrukturprojekte sonst Gefahr laufen könnten, ausgebremst zu werden, und beleuchtet zentrale Positionen aus Regierung und Opposition im Detail (Quelle: Die Zeit).

Der Spiegel nimmt in seinem aktuellen Artikel Klingbeils Vorstoß zum Anlass, die generelle Vergabepraxis von staatlichen Sondervermögen in Deutschland zu beleuchten. Darin werden Probleme aus früheren Projekten, wie bei der Digitalisierung der Verwaltung, analysiert und auf die Bedeutung unabhängig durchgeführter Evaluationen hingewiesen. Gleichzeitig skizziert das Blatt Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen politischer Steuerung und Verwaltungspraxis (Quelle: Der Spiegel).

Schlagwort aus diesem Artikel