Literaturnobelpreis 2024 für Ungar Laszlo Krasznahorkai – Ein Triumph der erzählerischen Vision

Der ungarische Autor Laszlo Krasznahorkai wird in diesem Jahr mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt – eine Hommage an seine unverwechselbare Stimme.

09.10.25 13:18 Uhr | 186 mal gelesen

Die Verkündung kam, wie fast immer, recht nüchtern, aber nicht weniger bedeutungsschwanger aus Stockholm: Die Schwedische Akademie wählt 2024 Laszlo Krasznahorkai zum neuen Literatur-Nobelpreisträger. Seine Texte – mal schwermütig, mal rätselhaft, oft mit einer Prise Groteske gewürzt – gelten als monumentale Entwürfe existenzieller Auseinandersetzung; die Jury hebt vor allem seine Fähigkeit hervor, angesichts des allgegenwärtigen Unheils das Rettende der Kunst zu beschwören. Eigentlich passt er in die lange Linie europäischer Sprachartisten zwischen Kafka und Bernhard, hat aber – so betont die Akademie – einen eigenen, nachdenklicheren Sound gefunden, der bis nach Osten schwingt. Übrigens: Nicht nur in der Literatur wurde aktuell Auszeichnungs-Geschichte geschrieben. Die Nobelwoche läuft auf vollen Touren: Schon am Montag zeichnete das Karolinska-Institut Mary Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi für ihre grundstürzenden Forschungsarbeiten zum Immunsystem aus. Quantenphysik, Chemie, der Friedenspreis – die Schlagzeilen überschlagen sich, fast könnte man dabei die beeindruckende Klammer vergessen, die all diese Leistungen verbindet. Fun Fact am Rande: Der legendäre Nobelpreis wird stets am Todestag von Alfred Nobel – dem 10. Dezember – übergeben. Stockholm ist dabei für fast alle Kategorien der feierliche Rahmen, mit Ausnahme des Friedensnobelpreises, der traditionell in Oslo verliehen wird. Diese Tradition, beinahe schon ein Ritual, ist selbst eine kleine Welt voller Geschichten.

Laszlo Krasznahorkai, einer der bedeutendsten Erzähler Osteuropas, hat nicht nur den Literatur-Nobelpreis erhalten, sondern verkörpert mit seiner Verschmelzung von apokalyptischer Schwere und künstlerischem Hoffnungschimmer einen ganz eigenen, fast hypnotischen Stil. Seine Werke – etwa "Melancholie des Widerstands" oder "Satantango" – sind bekannt für endlose, labyrinthartige Sätze und einen fast filmisch anmutenden Erzählfluss. Sie loten menschliche Grenzerfahrungen, die Absurdität der Moderne und den fortdauernden Kampf um Sinngebungen aus. Krasznahorkai ist zugleich ein Meister der Abschweifung und Inszenator düsterer Visionen, der seit Jahrzehnten Literaturinteressierte weltweit beschäftigt und inspiriert. 2024 waren die Nobelpreise auch in anderen Fachrichtungen von Innovation geprägt: von entscheidenden Einblicken ins Immunsystem bis zu molekularen Baukästen, die unseren Umgang mit CO2 oder Wasser revolutionieren könnten. Die internationale Presselandschaft widmet sich derzeit nicht nur der Würdigung der Preisträger, sondern rückt zugleich die gesellschaftliche und politische Relevanz wissenschaftlicher und literarischer Arbeit in den Mittelpunkt. Krasznahorkais Auszeichnung löste in Ungarn und Europa eine breite Debatte über den Stellenwert der Literatur als „Weltanschluss“ kleiner Nationen aus (laut SZ und FAZ), während besonders junge Autorinnen und Autoren in seinem erzählerischen Mut eine Legitimation für radikale Stoffe sehen.

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