Malala Yousafzai äußert scharfe Kritik an deutscher Afghanistan-Strategie

Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai geht mit der deutschen Haltung zu Afghanistan streng ins Gericht.

22.10.25 11:33 Uhr | 46 mal gelesen

„Der Versuch, die Taliban als Gesprächspartner zu behandeln, ist schlichtweg ein Fehler“, betont Malala Yousafzai im Gespräch mit dem 'Spiegel'. Für sie steht fest: Solange Kompromisse „auf Kosten der Rechte afghanischer Frauen“ gemacht werden, signalisiere das letztlich, Unterdrückung als Normalität zu akzeptieren. So, wie sie es formuliert: „Das ist nicht bloß ein diplomatischer Fehltritt – es ist Verrat und unehrlich.“ Seit dem Sturz der demokratischen Regierung 2021 werden Mädchen und Frauen wieder massiv eingeschränkt und ausgegrenzt. Dennoch bekräftigte ein deutscher Innenminister zuletzt, mit den Taliban zumindest bezüglich möglicher Abschiebungen ins Gespräch kommen zu wollen. Malalas Bilanz ist nahezu düster: Frauen hätten praktisch keinen Alltag mehr – Parks, Ärztebesuche, ja selbst ein Spaziergang, seien tabu, sofern sie nicht von einem männlichen Verwandten begleitet würden. Das klingt nach Mittelalter, doch für Millionen Afghaninnen ist es bittere Realität.

Malala Yousafzai nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um das Verhalten der Bundesrepublik gegenüber den Taliban geht – besonders dann nicht, wenn Grundrechte von Frauen auf dem Spiel stehen. Sie wirft der Bundesregierung vor, mit Normalisierungsschritten das Unrecht zur Routine werden zu lassen und trifft damit einen Nerv auch in deutschen Debatten: Kann man mit einer Bewegung verhandeln, deren Politik Frauen in die Unsichtbarkeit bannt? Während Innenminister diskutieren, sieht Yousafzai nur eine Möglichkeit: keine Verhandlungen mit jenen, die Rechte von Frauen mit Füßen treten. In aktuellen Medien wurde breit berichtet, dass selbst UN-Organisationen Schwierigkeiten haben, in Afghanistan tätig zu bleiben, weil weibliche Mitarbeiter verboten werden – die Bundesregierung versucht unterdessen einerseits Evakuierungen zu ermöglichen, anderseits betonte man erneut, dass Abschiebungen nach Afghanistan nicht nahe lägen, solange Sicherheitslage und Umgang mit Minderheiten dort unverändert schlecht bleiben. (Recherche: Seit Mitte Juni verschärfen die Taliban ihre Maßnahmen gegen weibliche Bildung weiter, das Internationale Rote Kreuz musste Teile seiner Arbeit aussetzen, zahlreiche Stimmen aus Frauenrechtsorganisationen warnen eindringlich vor jeglicher Anerkennung der Taliban als Regierung. Menschenrechtsorganisationen in Deutschland fordern mittlerweile unterschiedliche Sanktionen und einen klareren Kurs gegenüber legitimen afghanischen Diaspora-Organisationen. Gleichzeitig ist ein Rückgang der Aufmerksamkeit für die Situation von Afghaninnen in Medien und Politik zu beobachten, obwohl mehrere neue Berichte über Repressionen bekannt wurden.)

Schlagwort aus diesem Artikel