Was früher vielleicht als Ausnahme galt, wird langsam fast alltäglich: Mehr und mehr Menschen in Deutschland verdienen sich zusätzlich zum Hauptjob noch etwas dazu oder arbeiten ohnehin in Teilzeit. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat im aktuellen Bericht dazu Zahlen geliefert, die das belegen – mit 4,72 Millionen Nebenerwerbstätigen ging die Zahl im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,6 Prozent nach oben. Besonders auffällig: Die Quote der Teilzeitbeschäftigten kletterte auf 40,1 Prozent im dritten Quartal, ein Rekordwert.
Nach Angaben des IAB haben mittlerweile 11,2 Prozent aller Erwerbstätigen einen oder mehrere Nebenjobs. Pro Kopf werden in diesen Zweitjobs durchschnittlich 8,2 Stunden pro Woche gearbeitet; das ist ein kleiner, aber spürbarer Anstieg. Gleichzeitig nimmt der Anteil der Beschäftigten in Vollzeit weiter leicht ab, während klassische Teilzeit zunimmt – offenbar vor allem, weil Branchen wie Pflege oder soziale Berufe immer mehr Menschen in Teilzeit anstellen.
Parallel dazu hat das IAB auch erfasst, wie viele Überstunden gemacht werden. Beschäftigte kommen im Schnitt auf jeweils 3,1 bezahlte und 3,9 unbezahlte Überstunden – im Vergleich zum Vorjahr leicht weniger. Die Gesamtzahl der Erwerbstätigen bleibt mit rund 46 Millionen ziemlich stabil. Ernüchternd fasst Enzo Weber vom IAB die Situation zusammen: Der Arbeitsmarkt stagniert, im Grunde bewegt sich etwas nur bei Mini-Jobs und Teilzeit.
Immer mehr Erwerbstätige in Deutschland greifen auf Nebenjobs zurück oder arbeiten in Teilzeit – laut IAB liegt der Anteil dieser Personen aktuell auf einem Rekordstand. Besonders Branchen mit ohnehin hohem Teilzeitanteil, wie das Gesundheitswesen, wachsen noch weiter. Interessant ist, dass trotz dieser Entwicklungen die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt kaum schwankt, was auf einen eher stagnierenden Arbeitsmarkt hindeutet. Aktuelle Berichte zeigen außerdem, dass Unsicherheiten am Arbeitsmarkt, gestiegene Lebenshaltungskosten und flexiblere Arbeitsmodelle entscheidende Gründe für die Zunahme sind. Eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung hebt hervor, dass viele dieser Nebenjobs notwendig werden, um die Inflation aufzufangen. Gleichzeitig wird die Belastung vieler Beschäftigter durch diesen Trend stärker diskutiert, wie verschiedene Nachrichtenportale übereinstimmend melden.