Özdemir: Die Grünen in Baden-Württemberg sind quasi die CSU ihrer Partei

Cem Özdemir, der grüne Spitzenkandidat für die anstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg, zieht einen überraschenden Vergleich: Seine Landespartei spiele im Grünen-Kosmos eine Rolle ähnlich der CSU bei der CDU. Außerdem nimmt er den umstrittenen Ex-Parteifreund Boris Palmer öffentlich in Schutz.

heute 06:56 Uhr | 16 mal gelesen

„Ganz offen gesagt – ich fühle mich in Baden-Württemberg rundum unterstützt“, erzählt Cem Özdemir im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Fast schon staunend merkt er an, dass er mit 97 Prozent Zustimmung als Spitzenkandidat nominiert wurde – das sei anderswo bei den Grünen wohl kaum vorstellbar. Nebenbei wirft er einen Seitenblick auf die politische Geschichte des Landes: Namen wie Fritz Kuhn, Biggi Bender oder Reinhard Bütikofer klingen für viele vielleicht altgedient, für Özdemir aber steht dahinter eine Kontinuität, auf die er baut. Sein politisches Rezept? Ein Kurs, der Ökologie und Wirtschaft zusammendenkt, der versteht, dass auf dem Dorf andere Regeln gelten als in städtischen Zentren, und der Sicherheit nicht zuletzt als Lebensnotwendigkeit begreift – ein, wie er selbstironisch anmerkt, "fast schon CSU-artiger" Ansatz im Kontext der Grünen. Auch zum streitbaren Boris Palmer hat Özdemir eine klare Haltung: Palmer sei ein Macher in Tübingen – mit erfolgreichen Projekten in Umwelt-, Verkehrs- und Wohnungsbaupolitik. Bedauerlich nur, findet Özdemir, dass Palmer’s nächtliche Facebook-Duelle ihm mehr geschadet als genutzt haben. Dennoch tauschen sich beide rege aus, denn gerade die Kommunalebene sei für die Bedürfnisse der Menschen unerlässlich. Das Thema Mitgliedschaft ist für beide Seiten momentan zweitrangig. Und Palmers öffentliches Streitgespräch mit dem Südwest-AfD-Politiker Frohnmaier? Özdemir habe es nicht direkt miterlebt, aber die Berichte zeigten: Palmer habe dem AfD-Mann ordentlich Paroli geboten, was ihm Respekt abverlange.

Cem Özdemir betont die Eigenständigkeit und Geschlossenheit der baden-württembergischen Grünen im Vergleich mit anderen Landesverbänden und zieht eine Parallele zur CSU innerhalb der Union. Dabei hebt er die langjährige grüne Regierungstradition im Land hervor und lobt den Kurs, der Wirtschaft und Ökologie gemeinsam betrachtet – ein Unterschied zu manchen anderen Parteiverbänden. Gleichzeitig zeigt Özdemir trotz aller Differenzen große Wertschätzung für Boris Palmer und dessen praktische Politik, kritisiert aber auch dessen soziale Medien-Auftritte, die ihm und der Partei geschadet hätten. Interessant: Neueste Recherchen zeigen, dass die Grünen im Südwesten gerade in Umfragen deutlich zulegen, während Palmer weiterhin für Spaltungspotenzial sorgt, aber wegen seiner kommunalpolitischen Erfolge nie völlig infrage gestellt wird. An aktuellen Stimmen aus der Presse wird deutlich, dass Özdemirs Position als Mitte-Politiker innerhalb der Grünen auf Zustimmung, aber auch Skepsis stößt – viele fragen sich, ob dieser Kurs die grüne Basis längerfristig überzeugt.

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