Özdemir signalisiert Bereitschaft zur möglichen Verzögerung des Verbrennerverbots

Cem Özdemir, Spitzenkandidat der Grünen in Baden-Württemberg, zeigt sich offen für eine Verschiebung des ab 2035 geplanten Verbots von Neuwagen mit Verbrennungsantrieb.

09.09.25 23:22 Uhr | 3 mal gelesen

Cem Özdemir betonte gegenüber dem "Handelsblatt", dass Industrie und Politik gemeinsam flexibel den Zeitpunkt für das Auslaufen von Verbrennermotoren festlegen sollten – das Ziel emissionsfreier Mobilität dürfe jedoch nicht aus den Augen verloren werden. Eine vollständige Rücknahme des Verbots komme für Özdemir nicht infrage, da die Autoindustrie bereits bedeutende Schritte in Richtung klimafreundlicher Technologien unternommen habe. Besonders kritisierte er den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der eine Abschaffung des Verbrenner-Aus gefordert hatte, und forderte stattdessen zukunftsgerichtete Politik. Grünen-Vorsitzende Franziska Brantner bekräftigte ebenfalls die Festlegung auf klimaneutrale Fahrzeuge und das Aus für neue Verbrenner. Auch SPD-Wirtschaftsexperte Sebastian Roloff sprach sich gegenüber dem "Handelsblatt" dafür aus, im Rahmen des Autogipfels gemeinsam mit der Branche nach Wegen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten zu suchen. Aktuell dürfen nach den EU-weiten Flottengrenzwerten neu zugelassene Modelle maximal 93,6 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen; dieser Wert wird bis 2035 auf null reduziert und führt so indirekt zum Verbot von klassischen Verbrennern. Die Flottengrenzwerte sind Teil des Klimapakets "Fit-for-55", das die EU auf einen Kurs bringen soll, der die globale Erderwärmung auf etwas über zwei Grad Celsius begrenzt. Der Internationale Gerichtshof stellte zuletzt fest, dass Staaten unter bestimmten Bedingungen bei Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze haftbar gemacht werden können.

Cem Özdemir von den Grünen zeigt sich gesprächsbereit in Bezug auf eine zeitliche Anpassung des Verbrennerverbots ab 2035, lehnt aber eine vollständige Rücknahme ab. Die deutsche Automobilindustrie hat inzwischen in nachhaltige Antriebstechnologien investiert, während die EU mit schärferen Flottengrenzwerten und dem Fit-for-55 Paket den Klimaschutz vorantreibt. In aktuellen Debatten wird vor allem die Balance zwischen Klimaschutz, Standorterhalt und Arbeitsplatzsicherung betont. Der Autogipfel wird von vielen als entscheidend für die zukünftige Ausrichtung der Branche gesehen, zudem warnen Fachleute vor einem Kurswechsel, da Technologieoffenheit, Fachkräftemangel und Umsetzungstempo zusammen gedacht werden müssten. Insbesondere die Forderung nach noch mehr Flexibilität steht unter Beobachtung, da sowohl Umweltverbände als auch die Industrie ähnliche Forderungen gestellt haben. Laut aktuellen Umfragen sehen Experten eine Verschiebung des Verbrenner-Verbots durchaus als realistisch, etwa weil Ladeinfrastrukturen und alternative Antriebe vielerorts noch nicht den nötigen Reifegrad besitzen. Hintergrund bleibt die EU-weite Zielsetzung einer nachhaltigen Verkehrswende, die mit verbindlichen CO2-Vorgaben auch international mindestens als Vorbild dienen möchte.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Auf spiegel.de wird berichtet, dass das Verbrenner-Aus innerhalb der EU erneut für Debatten sorgt. Dabei diskutieren politische Vertreter, ob angesichts wirtschaftlicher und infrastruktureller Herausforderungen die strengen Fristen angepasst werden sollten, während Vertreter aus Industrie und Umweltschutz vor einem Zurückrudern warnen. Die Bundesregierung ringt inzwischen um einen Kompromiss, der Innovationen fördert und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Autoindustrie sichert (Quelle: Spiegel Online).

Ein ausführlicher Artikel der FAZ beschäftigt sich mit den Folgen einer möglichen Verschiebung des Verbrenner-Verbots für Autohersteller und Arbeitnehmer. Es wird betont, dass ein solcher Schritt Klarheit im Markt brächte, aber auch Risiken für Investitionen und internationale Glaubwürdigkeit birgt. Insbesondere kleinere Zulieferer stünden vor enormen Herausforderungen, die auch die Politik adressieren müsse (Quelle: FAZ).

Laut der Süddeutschen Zeitung legt der aktuelle Autogipfel den Fokus auf eine faire Umsetzung der Klimaziele und diskutiert die Rolle von E-Fuels als mögliche Brückentechnologie. Politiker und Branchenvertreter äußern gemeinsam die Sorge, dass zu starre Zeitpläne Innovation abwürgen könnten, während die Umweltbewegung betont, dass Klimaschutz nicht um Jahre hinausgezögert werden dürfe. Die Debatte zeigt, wie umstritten der richtige Kurs zwischen ökologischen Zielen und wirtschaftlicher Realität weiterhin ist (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

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