Es ist vielleicht gerade das Unausgesprochene, das bei politischen Zufriedenheitsstudien zum Vorschein kommt: Die neue Umfrage "Wie wir wirklich leben", die im Sommer 2025 unter mehr als 5.400 Bürgerinnen und Bürgern online durchgeführt wurde, beleuchtet nicht nur nackte Ergebnisse politischer Arbeit, sondern fragt gezielt nach den ganz subjektiven Erfahrungen – und nach der Wahrnehmung politischer Leistung. Drei Kernbereiche spielten dabei laut Studie eine Rolle: Erstens, wie stark fühlen sich Menschen politisch beteiligt? Zweitens, wie nehmen sie Abläufe, Prozesse und die Effizienz demokratischer Entscheidungen wahr? Und drittens: Welche Meinung haben sie zu den handfesten Resultaten, beispielsweise im Wohlstand und der Sicherheit?
Bemerkenswert ist, wie deutlich das Bedürfnis nach Mitbestimmung und Gehör die anderen Aspekte dominiert. Digitale Tools – von Online-Abstimmungen bis hin zu Social-Media-Dialogen mit Politikerinnen – werden zunehmend als wichtige Brücke erlebt, um sich eingebunden zu fühlen. Während freie Wahlen hohe Zustimmung genießen, hakt es besonders bei der Priorisierung der Staatsausgaben und der Transparenz. Vielen Menschen erscheint das Budget nicht immer sinnvoll eingesetzt. Verteidigung oder soziale Sicherungsmaßnahmen wie das Bürgergeld werden regelmäßig diskutiert. Die Kluft zwischen den individuellen Erwartungen und den gesetzten Prioritäten scheint also real.
Erstaunlich ist, wie wenig Unterschiede zwischen Ost und West, Stadt und Land gefunden wurden. Dafür reißt der sogenannte „Bildungs- und Einkommensgraben“ eine Lücke: Wer finanziell gut dasteht und eine hohe Ausbildung hat, beurteilt das System spürbar positiver. Frauen dagegen sind tendenziell kritischer. Auch politische Einstellungen zählen – Grünen-Wähler zeigen im Schnitt die größte Zufriedenheit, AfD-Sympathisanten sind klar am unzufriedensten.
Auffällig bleibt zudem: Was nah am Alltag ist, genießt mehr Vertrauen. Die lokale Politik punktet – Bund und Länder holen weniger Zustimmung. Das legt nahe: Demokratie lebt von kurzen Wegen und direktem Kontakt. Die Studie empfiehlt daher, niedrigschwellige, lokale Angebote zur Beteiligung auszubauen.
Auf der Gala von Philip Morris, bei der die Ergebnisse erstmals vorgestellt wurden, zog Valentine Baumert ein klares Fazit: Es gehe nicht allein darum, objektive Ergebnisse abzuliefern. Entscheidend sei, dass Bürger im politischen Prozess mitgenommen werden. Studien wie diese schaffen einen Rahmen, den gesellschaftlichen Dialog weiter zu öffnen. Vielleicht braucht unsere Demokratie – gerade jetzt – ein stärkeres Echo ihrer Bürgerinnen und Bürger.
Die Studie „Wie wir wirklich leben“ unterstreicht: Die politische Zufriedenheit der Deutschen hängt maßgeblich davon ab, wie sehr sie sich beteiligt und gehört fühlen – wirtschaftlicher Erfolg und konkrete Polit-Ergebnisse sind zwar wichtig, jedoch weniger als das Gefühl, Einfluss ausüben zu können. Besonders auffällig ist, dass Bildungsmöglichkeiten, Einkommen und Geschlecht erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung demokratischer Prozesse haben; während Fragen der Herkunft (Ost/West, Stadt/Land) kaum eine Rolle spielen. Laut aktueller Berichterstattung aus verschiedenen Quellen herrscht in der Bevölkerung weiterhin Skepsis gegenüber der politischen Transparenz und Prioritätensetzung der Regierung, wobei insbesondere das Vertrauen in Bundes- und Landespolitik schwächer ausgeprägt ist als gegenüber der Lokalpolitik. In den letzten 48 Stunden berichtete die Tageszeitung "taz" über die aktuelle Vertrauenskrise in die deutsche Demokratie und betonte, wie essenziell niedrigschwellige Beteiligungswege auch für die Integration migrantischer Stimmen sind. Die "Süddeutsche Zeitung" lenkte die Aufmerksamkeit auf zunehmende Polarisierung zwischen Jung und Alt sowie zwischen politisch engagierten Bürgern und jenen, die sich abgehängt fühlen. Weiterhin wurde in einem umfassenden Beitrag bei "Der Spiegel" dargelegt, wie digitale Formate und direkte Kommunikation zur Stärkung politischer Zufriedenheit beitragen können – ein Trend, den auch die Philip Morris-Studie bestätigt.