Prostituiertenschutz: Grüne pochen auf Mitsprache der Sexarbeitenden

Misbah Khan von den Grünen kritisiert, dass Menschen mit eigener Erfahrung in der Sexarbeit bei der Beratung gegen Zwangsprostitution zu wenig Gehör finden.

heute 12:53 Uhr | 21 mal gelesen

Wieder einmal, so sagt Misbah Khan in der Rheinischen Post, wird über Sexarbeit entschieden, ohne auf die direkt Betroffenen zu hören. Die neue Expertenkommission, die in Berlin zusammengefunden hat, dürfte zwar interdisziplinär besetzt sein – Kriminologen, Sozialarbeiter, sogar Digitalprofis sitzen dabei –, aber Menschen mit Erfahrung aus der Sexarbeit finden darin keinen Platz. Sie werden höchstens angehört, bleiben aber außen vor. Klar, niemand bestreitet die Notwendigkeit, das Prostituiertenschutzgesetz endlich vernünftig und an der Wirklichkeit orientiert zu überprüfen. Doch Khan vermisst die Stimmen derer, die wissen, wie es sich anfühlt, von Behörden stigmatisiert zu werden oder deren Gesundheit auf dem Spiel steht. Ihre zentrale Forderung: Gesprächsbereitschaft, unabhängige Beratungsstellen überall im Land, Gesundheitsberatung, die ohne Schwellen auskommt – und vor allem weniger Stigma. Was wirklich schiefgehen kann, warnt sie noch, ist ein pauschales Verbot: Das treibe die Sexarbeit nur in dunkle, gefährliche Ecken, wo niemand mehr hingucken will.

Die Grünen-Politikerin Misbah Khan setzt sich vehement dafür ein, dass die Betroffenen bei der Reform des Prostituiertenschutzgesetzes wirklich mitreden können. Sie kritisiert, dass die neue Kommission der Bundesregierung zwar aus Experten verschiedener Richtungen besteht, Prostituierte selbst aber außen vor lässt – abgesehen von reinen Anhörungen. Khan macht deutlich: Solange Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter nicht als Gesprächspartner auf Augenhöhe wahrgenommen werden, bleibt der Schutz lückenhaft; sie fordert deshalb behördenunabhängige Beratungsstrukturen und ist strikt gegen ein generelles Sexarbeitsverbot, das nach ihrer Ansicht die Szene weiter in die Illegalität abdrängen würde. Schutz, Teilhabe und Entstigmatisierung – das sind die Begriffe, die in der aktuellen Debatte oft fallen, aber allzu selten praktisch umgesetzt werden. Recherchen der letzten Tage zeigen, dass das Thema weiter aktuell kocht: Während die Berliner Kommission ihre erste Sitzung abhält, fordern Unterstützungsorganisationen mehr Alltagsnähe und kritisieren das unzureichende Beratungsangebot für Prostituierte (etwa auf Zeit.de und Süddeutsche.de). Zugleich verdichten sich Hinweise, dass andere europäische Länder einen härteren Kurs gegen Sexarbeit planen – was den deutschen Diskurs beeinflusst. Einig ist man sich: Ohne die Stimmen der Betroffenen bleibt jede Gesetzgebung einseitig.

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