Klaus Rosenfeld, seines Zeichens Vorstandschef der Schaeffler AG, ließ gegenüber der Süddeutschen Zeitung aufhorchen: Schaeffler will sich künftig als Unternehmen mit Rüstungssparte verstehen – das sei keine Floskel, sondern Strategie. Frisch an Bord ist auch eine Partnerschaft mit dem Drohnen-Startup Helsing, die deutlich macht, wohin die Reise geht. Auf die provokante Frage, ob aus dem Verteidigungsgeschäft in fünf Jahren ein Umsatz von einer Milliarde Euro sprudeln könne, antwortete Rosenfeld zumindest mit einem wohlüberlegten 'ja'. Aktuell liegt der Umsatz im militärischen Bereich, Helsing nicht eingerechnet, bei etwa 100 Millionen Euro – viel Spielraum nach oben also.
Der Autobereich schwächelt seit einiger Zeit, Personalabbau war die Folge – erst im vergangenen November verkündete Schaeffler das Aus für 4.700 Stellen. Und trotzdem: Der eigentliche Antrieb für den Schwenk Richtung Rüstung kommt laut Rosenfeld nicht aus der Not, sondern ist strategisch begründet. “Wir nutzen zwar Know-how und Kapazitäten aus unserem Kerngeschäft, aber entscheidend ist das Ziel, zur Verteidigungsfähigkeit beizutragen”, so der Manager. Ein weiteres Standbein könnte humanoide Robotik werden – alles andere als eine winzige Nische, sondern ein Milliardenmarkt, meint Rosenfeld.
Zur Zukunft der Arbeitsplätze schwieg er größtenteils: Ob weitere Stellen wackeln, könne er aktuell nicht beantworten – kein Wunder, bei derzeit noch knapp 83.000 Beschäftigten weltweit. Das Ziel bleibt ehrgeizig: Schaeffler will unter die Top Drei der Autozulieferer weltweit vorstoßen, obwohl der Weg dorthin noch einiges an Kraft kosten wird. Aber, mal ehrlich, ein bisschen Größenwahn braucht es in dieser Branche vielleicht auch.
Schaeffler schwenkt angesichts des zunehmend herausfordernden Automarktes stärker ins Verteidigungsgeschäft um. Die Zusammenarbeit mit dem KI-Drohnenunternehmen Helsing markiert dabei den bislang sichtbarsten Schritt, um den Konzern langfristig auch als bedeutenden Ausrüster der Rüstungsbranche zu etablieren. Branchenkenner sehen den Wandel kritisch: Einerseits eröffnet das Rüstungsgeschäft größere Gewinnspannen und Wachstumsmöglichkeiten, andererseits stellt der ethische und gesellschaftliche Diskurs – gerade in Deutschland – eine erhebliche Herausforderung für Traditionsunternehmen wie Schaeffler dar.
Laut aktuellen Recherchen und Berichten internationaler wie deutscher Wirtschaftsmedien hat Schaeffler im Gesamtjahr 2023 einen leichten Rückgang beim Umsatz im Automobilbereich verzeichnet, ist aber im Industrie- und künftig im Defense-Geschäft optimistisch unterwegs. Die Zusammenarbeit mit Helsing soll vor allem die Modernisierung der bundesdeutschen Verteidigung unterstützen, Stichwort „Zeitenwende“. Inzwischen beobachten nicht nur Investoren, sondern auch Mitarbeitende, wie sich diese neue strategische Ausrichtung tatsächlich auf Jobs, Unternehmenskultur und internationale Präsenz auswirkt.