Sonntagsfrage: Union setzt sich weiter von der AfD ab

Laut aktueller YouGov-Umfrage baut die CDU/CSU ihren Vorsprung auf die AfD erneut aus – mit interessanten Einblicken in die Stimmung junger Menschen zur Politik.

heute 06:02 Uhr | 25 mal gelesen

Mal ehrlich: Wahlumfragen sind selten so richtig spannend, aber manchmal lohnt sich der zweite Blick. Laut der neuesten Erhebung von YouGov – veröffentlicht am Mittwochmorgen – käme die Union momentan auf 27 Prozent, falls jetzt Sonntag Bundestagswahl wäre. Ein absoluter Stillstand zur letzten Zählung in Bezug auf die CDU/CSU, aber die AfD lässt im Vergleich zum Oktober spürbar nach: Sie verliert einen Prozentpunkt und landet bei 25 Prozent. Die SPD stagniert wie ein auf Stand-by geschalteter Fernseher bei 14 Prozent. Grüne und Linke: je 11 Prozent – wobei die Linke tatsächlich einen Punkt gutgemacht hat. Nicht unbedingt die große Bewegung, aber erwähnenswert. Was noch? Der gerade angekündigte Rückzug von Sahra Wagenknecht vom Parteivorsitz bleibt in den Zahlen zum BSW ohne Wirkung. Noch immer wollen 4 Prozent das Bündnis wählen, und die FDP klettert (wiederum um einen Punkt) ebenfalls auf 4 Prozent. Fünf Prozent würden sich für sonstige Parteien entscheiden – also fürs politische Sammelbecken, das jeder Sonntag braucht. Noch spannender wird es, blickt man auf eine andere Frage dieser Umfrage: Wie steht es eigentlich um das Gefühl von Wohlstand, speziell bei jungen Leuten? Genau 50 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass die nächste Generation weniger Wohlstand haben wird als ihre Eltern. Nur ein kleiner Haufen (12 Prozent) glaubt ans Gegenteil, 24 Prozent tippen auf Gleichstand. Besonders auffällig: In der Gruppe der 18-29-Jährigen erwartet fast zwei Drittel (63 Prozent) eine Verschlechterung. Ganz anders bei den Senioren: Die Ü-70-Jährigen teilen diesen Pessimismus viel weniger (36 Prozent). Und überhaupt: Eine breite Mehrheit – 58 Prozent – ist der Auffassung, dass politische Entscheidungen die Auswirkungen auf junge Menschen nicht ausreichend im Blick haben. In der Gruppe der unter 30-Jährigen sind es sogar 73 Prozent, die sich übergangen fühlen. Die Alterskurve ist ziemlich eindeutig: je älter, desto eher sieht man die jungen Interessen berücksichtigt, aber selbst bei den Älteren bleiben Zweifel. Befragt wurden für diese Ergebnisse 2.387 Menschen, alles kurz vor dem Wochenende – zwischen 14. und 17. November.

Die Union verteidigt laut YouGov-Umfrage stabil ihren Platz als stärkste Kraft, während die AfD leicht zurückfällt. Bei den unter 30-Jährigen ist die Skepsis gegenüber politischer Berücksichtigung besonders ausgeprägt. Damit zeichnet sich ein nachhaltiges Vertrauensproblem zwischen jüngeren Generationen und Politik ab, das parteiübergreifend Aufmerksamkeit verlangt. Zusatz: In anderen aktuellen Umfragen hat sich gezeigt, dass die Debatte um die Migration auch weiterhin das Stimmungsbild und die Parteipräferenzen prägt (siehe taz). Laut DW nimmt zudem die politische Unsicherheit vor den anstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland zu. Gleichzeitig gibt es eine interessante Entwicklung bei Jungwählern: Besonders bei dieser Gruppe wird Politik zunehmend über soziale Medien rezipiert und diskutiert, was Folgen für Wahlverhalten und Meinungsbildung hat. Diese Trends bestätigen eine wachsende Entfremdung junger Menschen von klassischen Parteiangeboten. Zuletzt unterstreichen aktuelle Diskussionen um den Bundeshaushalt und Sparmaßnahmen das Gefühl, dass Generationengerechtigkeit aktuell politisch oft nachrangig behandelt wird.

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