Sozialverbände fürchten massive Zunahme von Wohnungslosigkeit durch geplante Kürzungen bei Unterkunftskosten

Berlin/Köln – Gleich neun bedeutende deutsche Wohlfahrts- und Sozialverbände, darunter der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), schlagen in einem offenen Brief an den Bundestag Alarm: Sie verlangen Nachbesserungen an den geplanten Kürzungen bei den Kosten der Unterkunft, weil andernfalls vielen Menschen und Familien das soziale Netz entzogen zu werden droht. Die Organisationen befürchten, dass die Regierung damit ihr erklärtes Ziel – bis 2030 die Wohnungslosigkeit zu beseitigen – fahrlässig aufs Spiel setzt.

heute 10:13 Uhr | 52 mal gelesen

Betrachtet man den aktuellen Wohnungslosenbericht der Bundesregierung, kann man nur zusammenzucken: Jahr für Jahr nehmen die Notlagen zu, und die Gründe reichen von explodierenden Mieten bis hin zu prekärer Beschäftigung. Für die Betroffenen geht es um viel mehr als Zahlen – der drohende Verlust der Wohnung wirft Menschen oft völlig aus der Bahn. Durch die neuen Sparvorschläge des Koalitionsausschusses könnten selbst Bedürftige vollständig von jeglicher Unterstützung zu Unterkunftskosten abgeschnitten werden – für viele ein kaum vorstellbarer Albtraum.

ASB-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Martin Fichtmüller bringt die Sorge auf den Punkt: "Die geplanten Leistungskürzungen treffen direkt die Schwächsten. Wer wirklich gegen Wohnungslosigkeit antreten will, kann nicht gleichzeitig Hilfestrukturen und Finanzierung einschränken und damit alles, was mühsam aufgebaut wurde, wieder einreißen. Sicherheit und Kontinuität in der sozialen Unterstützung sind jetzt entscheidend."

Seit Jahren stemmen sich ASB und viele weitere Verbände gegen das schleichende Problem der Wohnungslosigkeit: Nicht nur mit Beratung, sondern mit konkreter Hilfe – von warmen Mahlzeiten bis zu medizinischer Versorgung auf der Straße. Besonders im Winter greifen ehrenamtliche Helfer in Mobilen oder Einrichtungen Bedürftigen unter die Arme. Das ganze Jahr hindurch liefern diese Organisationen nicht nur Hilfsmittel, sondern auch Rückhalt und Würde.

Warnung vor fatalen wirtschaftlichen und sozialen Folgen

Die Sozialverbände warnen: Jeder eingesparte Euro bei der Unterkunft schlägt später doppelt und dreifach an anderer Stelle zu Buche, etwa für Notquartiere, Gesundheitssysteme oder Jugendhilfe. Prävention sei günstiger und menschlicher als das Aufsammeln von Scherben, nachdem das System einmal versagt hat.

Klare Forderung an Politik

Die unterzeichnenden Organisationen bringen die Verantwortung der Abgeordneten klar auf den Punkt: Sie müssen jetzt verhindern, dass soziale Ungleichheit weiter zementiert wird.

Organisationen, die den Appell unterstützen

  • Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland (ASB)
  • AWO Bundesverband
  • Der Paritätische Gesamtverband
  • Deutscher Mieterbund
  • Diakonie Deutschland
  • Sozialverband Deutschland (SoVD)
  • Sozialverband VdK Deutschland
  • ver.di
  • Volkssolidarität

Mehr Hintergründe und den vollständigen offenen Brief gibt es hier.

Die Debatte um Kürzungen bei den Kosten der Unterkunft schlägt in der Sozialpolitik schon seit Wochen hohe Wellen: Sozial- und Wohlfahrtsverbände haben am 13. Juni den Bundestag eindringlich gewarnt, dass geplante Einschränkungen bei den KdU nicht nur unsozial, sondern auch teuer für die Gesellschaft sein könnten. Neue Zahlen zeigen, dass bereits jetzt über 370.000 Menschen in Deutschland ohne eigene Wohnung leben – Tendenz steigend; gerade Kinder, Alleinerziehende und Menschen mit Migrationsgeschichte sind laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) besonders gefährdet. In den vergangenen 48 Stunden berichteten große Medienhäuser wie die Süddeutsche Zeitung und die taz detailliert über spürbare Mietsteigerungen, die das soziale Problem weiter verschärfen, und forderten stärkere politische Maßnahmen wie staatlich geförderten Wohnungsbau und gezielten Mieterschutz, um die soziale Schieflage nicht zu einem Flächenbrand werden zu lassen.

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