Techniker Krankenkasse: Skepsis gegenüber Gesundheitsministerin Warkens Sparkurs

Jens Baas, Vorstandschef der TK, äußert Zweifel an den geplanten Einsparungen im Gesundheitswesen – und widerspricht der offiziellen Darstellung des Beitragsniveaus.

heute 10:58 Uhr | 22 mal gelesen

Kleine Randnotiz vorweg: Oft passieren die wichtigsten Dinge im Kleingedruckten. So ähnlich wirkt es auch bei den geplanten Sparmaßnahmen von Gesundheitsministerin Nina Warken. Jens Baas, der an der Spitze der Techniker Krankenkasse steht, sieht wenig Grund zur Euphorie. „Zwei Milliarden Euro hören sich zunächst nach einer festen Hausnummer an – in Wirklichkeit kratzt das nur an der Oberfläche“, sagte er im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. Eigentlich wird kommuniziert, der Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherung bleibt im kommenden Jahr bei 2,9 Prozent. Doch Baas bezeichnet das als geschickten rhetorischen Schachzug, denn der Wiederaufbau schmelzender Rücklagen ist in dieser Rechnung nicht berücksichtigt. Kurz gesagt: Hinter dem stabil scheinenden Wert könnten sich für viele Versicherte unliebsame Überraschungen verstecken. Laut Baas tendiert der reale Durchschnittsbeitrag eher Richtung 3,1 bis 3,3 Prozent. Wer heute noch von finanzieller Stabilität liest, bekommt im Januar womöglich doch Post mit unangenehmen Nachrichten – mit dem bekannten Behörden-Charme. Überhaupt sei die Kommunikation unglücklich und die Sparvorgaben handwerklich unausgegoren: Effizienten Kassen wird kaum Wachstum ermöglicht, während Nachzügler weiter schwächeln dürfen. Selbst die TK müsse prüfen, wie lange sie ihren Zusatzbeitrag unter dem Durchschnitt halten könne – und das klingt, als wäre das eine offene Frage, die derzeit noch niemand solide beantworten kann.

Die Techniker Krankenkasse, vertreten durch ihren Vorstandschef Jens Baas, beurteilt das von Gesundheitsministerin Warken vorgelegte Sparpaket als unzureichend und kritisiert auch die öffentliche Darstellung der Beitragssätze als irreführend. Baas befürchtet, dass viele Kassen ihre Zusatzbeiträge erhöhen müssen, was die Belastung für Versicherte spürbar steigert – trotz gegenteiliger Versprechungen. Rücklagen, so Baas, werden in den offiziellen Angaben nicht korrekt einbezogen, was das tatsächliche Sparvolumen und die Beitragshöhe verzerrt. Zudem wird die Struktur der Sparmaßnahmen beanstandet, da effiziente Kassen ausgebremst, während ineffiziente weiterhin Verluste schreiben dürfen. Der anhaltende Kostendruck in der GKV beschäftigt nicht nur die Krankenkassen, sondern auch die Versicherten, die mit weiteren Anstiegen rechnen müssen. Neuere Recherchen zeigen, dass das aktuelle Sparpaket Teil einer langwierigen Diskussion über die nachhaltige Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung ist. Viele Experten in Politik und Gesundheitssystem fordern grundlegende Strukturreformen statt kurzfristiger Sparlösungen. Die Debatte wird zudem durch steigende Gesundheitsausgaben und neue Belastungen – etwa durch demografischen Wandel und medizinischen Fortschritt – weiter verschärft. In den letzten Tagen wird auch die Frage nach langfristigen Beitragsstabilisierungsmöglichkeiten vermehrt diskutiert. Die Stimmung bei Versicherten und Branchenkennern schwankt zwischen Skepsis, Unmut und vorsichtiger Hoffnung auf neue Ansätze, wobei das Misstrauen gegenüber kurzfristigen politischen Maßnahmen dominiert.

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