Manchmal fühlt es sich an, als würde die Weltpolitik im Kreis laufen: Die Europäische Union kam aus Belém zurück – mit leeren Händen, zumindest, was ein klares Datum oder eine harte Ansage gegen fossile Energien betrifft. Im tekstlichen Entwurf des Abschlussdokuments taucht das Wort 'fossil' gar nicht erst direkt auf. Stattdessen gibt es einen recht formalen Hinweis auf den 'notwendigen Wandel' im globalen Energiesystem. Klingt fast so, als wolle man niemandem wehtun – nicht den Klimaschützern, nicht der Industrie. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra drückte seine Enttäuschung aus, fügte aber hinzu, manchmal müsse man sich eben mit kleinen Schritten zufriedengeben. Während Deutschland und die anderen Europäer noch hofften, es gäbe klare Worte gegen Kohle, Öl und Gas, stoppten China, Indien, Saudi-Arabien und Russland das Vorhaben eiskalt. Bundesumweltminister Carsten Schneider fand deutliche Worte und schob die Verantwortung für das laue Ergebnis der mächtigen Ölindustrie zu. Doch auch seine Worte enthielten einen Vorwurf an die ärmeren Länder – sie hätten, so sein Eindruck, ruhig lauter werden dürfen. Vielleicht ist das eine jener typisch menschlichen Unzulänglichkeiten: Wenn die Sache unbequem wird, ist der Kompromiss nicht weit – und so bleibt das Gesicht der Klimapolitik vorerst unscharf.
Obwohl auf der UN-Klimakonferenz in Belém erneut die Dringlichkeit wirksamer Klimaschutzmaßnahmen betont wurde, kam es zu keinem konkreten Beschluss für einen verbindlichen Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Einer unübersehbaren Kluft zwischen den Forderungen der EU und dem Widerstand großer Energieexportländer wie Saudi-Arabien, Russland, China und Indien war nicht beizukommen. Insbesondere der globale Süden und vulnerable Staaten hätten laut Bundesumweltminister Schneider entschiedener auftreten müssen. In aktuellen Medienberichten wird besonders hervorgehoben, dass der stockende Verhandlungsprozess auch auf tiefe wirtschaftliche Interessenkonflikte und geopolitische Rivalitäten zurückzuführen ist, sodass transformative Fortschritte weiterhin auf sich warten lassen. In vielen Berichten wird kritisiert, dass der entstandene Beschlussentwurf keine klaren Verpflichtungen festschreibt und lediglich eine allgemeine Absichtserklärung für den Wandel hin zu klimafreundlichen Energiesystemen formuliert. Trotz aller Enttäuschung signalisiert die aktuelle Klimadiplomatie, dass längst nicht alle Akteure auf dem gleichen Stand sind und die Umsetzung konkreter Ausstiegspläne weiterhin an politischen Blockaden und unterschiedlichen Interessen zu scheitern droht.